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Biologieprofessor Hermann Pauli erlebt auf dem Kieler Campus einen absoluten Alptraum: Als er – eingeschlafen über den mageren Ergebnissen seiner jüngsten Veröffentlichung – nach Mitternacht erwacht und das Institut verlassen will, wird er auf einen Wasserschaden im Treppenhaus aufmerksam. Der entpuppt sich als Verwüstung eines ganzen Labors: jede Menge Tiere, die außerhalb des Wassers nicht überleben werden, zwischen Glasscherben auf dem Boden; ein junger Kollege steckt kopfüber in den Überresten eines Aquariums. Für ihn kommt jede Hilfe zu spät. Pauli ruft die Polizei.
Das grausige Drama hat im Labor des nobelpreisverdächtigen jüngeren Kollegen Frank Moebus stattgefunden. Wollte da jemand mit allen Mitteln die kostbaren Urzellen an sich bringen, die Moebus in der Tiefsee entdeckt und in seinem Labor aufwendig kultiviert hat? Auch Paulis Karriere hätte es gut getan, einen solchen exorbitanten Fund zu machen. Der fast 60-jährige Professor, Kegel-Lesern aus “Der Rote” bekannt, wird noch in derselben Nacht von Kommissarin Anne Detlefsen verhört. Pauli kennt Moebus besser, als er zugeben will, aber er wird dieser sympathischen Kommissarin nicht auf die Nase binden, dass er mit ihm in einer Band spielt. Und dass Moebus nicht nur ein angesehener Wissenschaftler, sondern auch ein exzellenter Musiker ist. Besser und in jedem Fall ehrgeiziger als Pauli.
Wie es um die Lauterkeit der Wissenschaften bestellt ist, konnte man in letzter Zeit am Beispiel mehrerer Politiker-Karrieren hautnah miterleben. Dabei ging es bei diesen Skandalen “nur” um Daten-Klau. Dass das noch die geringste Form unlauteren Wettbewerbs an den Universitäten ist, dürfte Bernhard Kegel als promoviertem Biologen vertraut sein. Auch deshalb ist dieser Krimi so spannend: Der Autor weiß, worüber er schreibt, ob fachlich oder karrieretechnisch; und in Sachen Musik kennt er sich ebenfalls gut aus: Er spielt seit Mitte der siebziger Jahre Gitarre in Berliner Jazzbands. Sein Krimi hat was von gutem Jazz.
Susanne Rikl, München