Zum Buch:
Es sind jetzt bestimmt schon zwei Jahre her, da hatte ich Leibspeise, den Debütroman des dänischen Autors und Journalisten Kristian Ditlev Jensen an einem äußerst kurzweiligen Wochenende gelesen und anschließend mit viel Freude rezensiert. Leider ist es jetzt auch schon einige Jahre her, seit ich darauf warte, daß endlich sein nächster Roman erscheint. Doch läßt sich der Mann Zeit. Im Frühjahr 2005 erhält Jensen das Angebot, für das dänische Magazin Ud & Se (fragen Sie mich nicht, was das heißt) eine Art Kolumne zu schreiben, die sich »Extreme Eisenbahnstrecken« nennen soll und bei der er völlig freie Hand haben würde. Natürlich nimmt er den Auftrag an. »Ich wollte gern die Tradition der alten handgeschriebenen Reiseberichte wieder aufleben lassen: Ganz ohne Fotos, einfach nur Worte. Der Stil sollte persönlich sein. Und der Text müsste Sinnlichkeit ausstrahlen.«
Was unter anderem dazu führt, daß er alle Reiseberichte mit dem Füllfederhalter in ein extra zu diesem Zweck angefertigtes, in Leder gebundenes Tagebuch schreibt; ein wahrer Genußmensch eben, der sich, obwohl bei diesem Projekt ganz besonders der normale Bahnfahrer im Vordergrund stehen soll, dennoch in den Erste-Klasse-Abteilen ungleich wohler zu fühlen scheint, und so läßt er sich wiederum Zeit, bereist acht Monate lang alle fünf Kontinente mit dem Zug, schaut dabei gemütlich aus dem Fenster heraus, hört Musik, kommt ins Gespräch, isst sich durch die Bahnhöfe der Welt, hat nebenbei viel Spaß und schreibt mit seinem Füller wie aus der Hüfte die großartigsten Geschichten in sein Reisetagebuch. Zustande gekommen sind dabei 12 außergewöhnliche Essays, die Jensen in seinem Buch Von der Köstlichkeit des langsamen Reisens zusammengefaßt hat, das sich wie ein einziges, ausgewogenes Menü lesen läßt. Ein schönes Buch. Genießen Sie ihre nächste Zugfahrt vom Lesesessel aus, Sie werden staunen, was es alles zu sehen, zu erleben gibt.
Wenn Sie dann noch nicht genug haben, lesen Sie Leibspeise unbedingt.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln