Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Hein, Christoph

In seiner frühen Kindheit ein Garten

Untertitel
Roman
Beschreibung

In seinem Roman erzählt Christoph Hein von einem Vater, dessen Kind die Familie verriet, um sich in den Dienst der RAF zu stellen. Und er erzählt von einem wichtigen, oft verdrängten Stück bundes- deutscher Geschichte.

Verlag
Suhrkamp, 2005
Format
Gebunden
Seiten
272 Seiten Seiten
ISBN/EAN
978-3-518-41667-9
Preis
17,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Als der bundesweit gesuchte Terrorist Oliver Zurek in einem Gefecht mit Beamten des Grenzschutzes von einer Kugel tödlich verletzt wird, kommt es zu einem politischen Skandal. Denn die offiziellen Mitteilungen über seinen Tod im mecklenburgischen Kleinen – es ist von Selbstmord die Rede – stimmen nicht mit den Zeugenaussagen überein. Der Fall gerät in die Schlagzeilen, der Innenminister tritt zurück, der Generalbundesanwalt wird in den Ruhestand entlassen. Trotzdem wird das Ermittlungsverfahren wenige Monate später eingestellt. Olivers Vater aber mißtraut den Behörden. Er macht sich auf, die Wahrheit über den Tod – die Ermordung? – seines Sohnes zu er- fahren. Er, der ehemalige Gymnasialdirektor, der zusammen mit seiner Frau in der Nähe von Wiesbaden lebt und der die politische Orientierung und Entwicklung seines Sohnes nie verstanden hat, will nur eines: Gerechtigkeit. Will endlich verstehen, warum Oliver in den Untergrund gegangen und was genau geschehen ist an diesem einen Tag, an dem Oliver im Bahnhof von Kleinen sein Leben verlor. Und je mehr sich Zurek auf die Spur seines Sohnes macht, verändert er sich selbst – und seine Werte, die ihm bis dahin hei- lig waren. (Verlagsinfo)

Zum Buch:

„In seiner frühen Kindheit ein Garten“, wer jetzt ein Buch über eine idyllische Kindheit erwartet, kennt Christoph Hein schlecht. Es ist ein merkwürdiges Buch, in dessen Mittelpunkt der Tod des Terroristen Oliver Zurek steht. Der Bezug zu dem „aufgeklärten“ Vorfall 1994 in Bad Kleinen, als Wolfgang Grams, ein mutmaßlicher RAF-Terrorist, er- schossen wurde, ist unüberlesbar und absichtlich. Eigentlich jedoch geht es um die Entwicklung seines Vaters Richard Zurek und seine Familie. Das Buch ist keine leichte Kost, – welcher Roman von Christoph Hein ist das auch? , aber ein meisterhaft geschriebenes, das sich zu lesen lohnt. Der Autor erzählt knapp und schnörkellos eine traurige Geschichte, in deren Verlauf viele Hoffnungen verwelken, die aber doch unerwartet optimistisch endet. Als sein Sohn stirbt, begibt sich Richard Zurek auf die Suche nach der Wahrheit, es wird ein langer Weg. Am Anfang ist er sich sicher, dass er mit Hilfe des Staates, dem er sein Leben lang treu gedient hat, die „wahre“ Wahrheit – im Gegen satz zu der Wahrheit der Medien und offiziellen Erklärungen – über den Tod seines Sohnes findet. Jedoch am Ende kommt er zu der Erkenntnis: „Der Staat muss siegen, möge auch die Gerechtigkeit zu Grunde gehen“. Aber der Weg bis dahin ist ein steiniger. Er muss sich, fast wie Josef K. im „Prozess“ von Franz Kafka, mit dem Machtapparat des Staates auseinandersetzen. Diesen stellt Christoph Hein ebenso bloß wie die Sympathisanten und Mitläufer der Linksextremisten; „die Kin- der der Revolution“, wie die Katharina Blum(enschläger) verlieren zum zweiten Mal ihre Unschuld (Ehre). Es geht Ch. Hein nicht darum, politische Stellung zu beziehen; weder die eine Seite noch die andere ist die „wahre“, für die er Partei ergreifen möchte. Wichtig und interessant für den Autor sind der Weg und die Suche des Vaters, es geht um eine menschliche Entwicklung. Dabei erfährt der Leser auch etwas über die anderen Mitglieder der Familie, deren in Deutschland sehr ungewöhnlicher Name sich lohnt genauer anzusehen: „Zurek“ ist eine traditionelle schlesische Knoblauch-Suppe (Ch. Hein stammt aus Schlesien), die sehr säuerlich ist und lange Zeit gären muss, um reif und genießbar zu werden. Auch Richard Zurek braucht lange Zeit, um zu „reifen“. Bei dem Prozess muss er in viele „saure Äpfel“ beißen. Da er in seinem hohen Alter die Früchte des Gartens endlich genießen kann, könnte das Buch auch „In seinem hohen Alter ein Garten“ heißen. Arnold Güttler, Der andere Buchladen, Köln