Zur Autorin/Zum Autor:
Katharian Geiser, geboren 1956, lebt in Wädenswil. Zuletzt erschienen: »Vorübergehend Wien«, 2006, und »Rosa ist Rosa«, 2008.
Katharina Geiser erzählt in ihrem neuen Roman die Geschichte zweier Stiefschwestern, die Geschichte der kleinen Kanalinsel Jersey zur Zeit der deutschen Okkupation im Zweiten Weltkrieg, die Geschichte derjenigen, die auf der Insel in den Jahren der Besatzung aus politischen Gründen inhaftiert und von dort deportiert wurden.
Katharina Geiser erzählt in ihrem neuen Roman die Geschichte zweier Stiefschwestern, die Geschichte der kleinen Kanalinsel Jersey zur Zeit der deutschen Okkupation im Zweiten Weltkrieg, die Geschichte derjenigen, die auf der Insel in den Jahren der Besatzung aus politischen Gründen inhaftiert und von dort deportiert wurden.
1937 haben die Halbschwestern Lucy Schwob und Suzanne Malherbe ihren künstlerischen Freundeskreis um André Breton und Gertrude Stein in Paris verlassen. Sie leben als Paar auf Jersey und veröffentlichen unter den Künstlernamen Claude Cahun und Marcel Moore weiterhin schriftstellerische, fotografische und grafische Arbeiten. Ende Juni 1940 steht die Kanalinsel kurz vor der Okkupation durch die Deutschen. Doch die beiden beschließen zu bleiben. Sie verfassen, gestalten und verteilen Flugblätter und bringen sich auch mit anderen Aktionen der Antikriegspropaganda in Gefahr. Mitte 1944 werden sie verraten und verhaftet. Am 16. November desselben Jahres kommt es zur Verhandlung, das Urteil: Tod durch Erschießen. Doch die Frauen werden begnadigt und leben und leiden bis zum Kriegsende inmitten der internationalen Gruppe von Gefangenen. Erfolgreiche Fluchtversuche werden unter den Zurückgebliebenen gefeiert und die gemeinsame Trauer um die nur wenige Tage vor Kriegsende exekutierten Häftlinge ist groß. Nach ihrer Entlassung müssen die Halbschwestern lernen, sich wieder in der Inselgesellschaft zurechtzufinden.
Frauenroman, Künstlerroman, Kriegsroman, Inselroman oder dokumentarischer Roman? “Diese Gezeiten” ist all dies zugleich, denn Katharina Geiser spielt ganz bewusst mit den Grenzen und Überschneidungen der Genres. Dem Erzählten wohnt der Glanz des künstlerischen Aufbruchs der 20er Jahre ebenso inne wie der Schrecken des Zweiten Weltkrieges, die Gewalt der deutschen Besatzung, der Mut zu einem Leben im Widerstand und schließlich die nie aufgegebene Hoffnung auf Rettung.
Susanne Rikl, München