Zum Buch:
»Wenn jemand auf Reisen geht, so hat er viel zu erzählen.« Nicht zuletzt von fremdländischen Essgewohnheiten. Der englische Fotograf Neil Setchfield hat in seinem Berufsleben schon unzählige Reisen unternommen, meistens im asiatischen Raum, in Thailand, in Vietnam, Kambodscha, in Südkorea, China und Japan. Seine Eindrücke, im Besonderen, was die dortigen Essgewohnheiten angeht, hat er nun in einem farbenprächtigen Band zusammengefasst, der den ebenso simplen wie einprägsamen Titel trägt: »Igitt! «
»Am Anfang war die Spinne …, und zwar eine Vogelspinne, um genau zu sein. Mit Knoblauch und Ingwer gebraten waren die Beine sehr knusprig, doch das klebrige, schwarze, zähflüssige Innere schmeckte irgendwie nach … Wagenschmiere.«
Aber es kommt noch dicker. Während seiner Reisen durch die kulinarische Exotik Asiens lässt sich Setchfield auf solch vermeintlich lukullische Genüsse ein wie zum Beispiel Bambusmaden, Bienenlarven am Spieß, Fischblase, Curryhund, Rindernase, Schweinedickdarm, Ziegenhoden, Meerschweinchen, Schweinsgesicht, Schweinsgekröse, Schafpenis am Spieß, gegrillte Flussfrösche, Froschgrütze (wird normalerweise mit Frühlingszwiebeln und Chilisauce serviert), Entenblutpudding, frittierter Spatz, Vogelnestsuppe etc. pp. und erlebt dabei mitunter nie gekannte Gaumenfreunden. Immer ist die Kamera mit dabei, und somit ist hier ein regelrechtes Panoptikum des Sonderbaren entstanden, das beim Betrachter zum Teil mehr als nur Stirnrunzeln hervorruft.
Aber Setchfield will keineswegs nur schockieren, ganz im Gegenteil. Es liegt ihm vielmehr daran zu verstehen, weshalb ein und dasselbe Gericht dem einen als absolut köstlich und dem anderen wiederum als völlig eklig erscheint.
»Im Laufe meiner Reisen um die Welt wurde mir allmählich klar, dass wir im Westen zwar vehement darauf bestehen, uns bewusst und eigenverantwortlich zu ernähren, das dass Ernährungsverhalten der Menschen aber im Grunde genommen rund um den Globus den gleichen Grundmustern folgt: Der Mensch aß und isst fast jedes Teil fast aller Tiere, deren er habhaft werden kann – vorausgesetzt, er überlebt die Jagd.«
»Igitt! « ist eigentlich gar nicht so igitt. Vielmehr ist es interessant, sich vor Augen zu führen, wie unterschiedlich die Geschmäcker doch sind, denn wenn man sich vorstellt, was es alles auf unseren europäischen Speisekarten zu entdecken gibt …
Setchfield »würzt« seine Bilder mit kleinen Anekdoten und knappgehaltenen Rezeptvorschlägen und macht die Bild-Lektüre zu einem einzigartigen Augen- und Leseschmaus.
Mein Vorschlag zum Sommer: Machen Sie es so wie ich. Am Wochenende veranstalte ich hier einen Grillabend mit allerlei Leckereien. Danach, bei einem bauchsatten Umtrunk, lasse ich »Igitt!« herumgehen, und ich bin mir jetzt schon sicher, der Abend wird ein voller Erfolg.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln