Zum Buch:
Der Inhalt der Geschichte, die hier erzählt wird, wäre schnell wiedergegeben, aber der ist nicht unbedingt das Besondere an diesem Buch; bemerkenswert ist vielmehr die Art und Weise, der Stil und Tonfall dieses Buches. Der da in bester Tradition von Haöek und Hrabal erzählt, mit verblüffender Genauigkeit die Melodie und Tonlage bester tschechischer Erzählart trifft, ist ein aus der Schweiz stammender Wahl-Österreicher, genauer ein Wahl-Wiener. Mit einem Augenzwinkern und voller Sinn für Situationskomik nimmt Bruno Pellandini uns mit nach Süd-Mähren in ein beschaulich verschlafenes Nest. Dort hat der Held seiner Erzählung, Karel Liöka, die Bauleitung für ein gigantomanisches Denkmal Radion Jakovlevich Malinovskijs, ein Held im Großen Vaterländischen Krieg der Sowjetunion und Befreier (mindestens) Mährens, übertragen bekommen. Den Auftrag hat Karel auf Veranlassung seines gutmütigen Onkels Mojmír erhalten, der das Amt des stellvertretenden Innenministers bekleidet, und der es gut mit seinem Neffen meint. Onkelchen hat den Hitzkopf und Gelegenheitsdichter Karel, der vom Geheimdienst überwacht wird, mit viel Vitamin B aus Polizeigewahrsam geholt und zu seinem Wohl und Schutz aus dem gärenden Prag, das kurz vor der samtenen Revolution steht, in das ungefährlich scheinende Süd-Mähren verfrachtet. Dort trifft Liöka auf allerhand Individualisten, Apparatschiks und kauzige Typen. Die Menschen schlagen sich mit Bauernschläue und Improvisationstalent durchs Leben, sind als Bewohner der mährischen Weinanbaugegend dem Wein und dem Gesang stark zugeneigt, preisen offiziell die Errungenschaften des Sozialimus, lassen jedoch keine Gelegenheit aus, in die eigene Tasche zu wirtschaften. Kurz, ein erfrischender Roman über die letzten Tage des Sozialismus in Mähren, damals Teil der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (CSSR), in dem auch die Liebe nicht zu kurz kommt und die Irrungen und Wirrungen der Herzen eine nicht unbedeutende Rolle spielen.
Ralph Wagner, Ypsilon Buchladen & Café, Frankfurt