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Autor
Mendel, Meron

Über Israel reden

Untertitel
Eine deutsche Debatte
Beschreibung

Für fast alle der 8o Millionen deutschen Nahostexperten, deren Existenz der Frankfurter Fachhochschulprofessor Meron Mendel vermutet, bietet dessen Buch, Über Israel reden. Eine deutsche Debatte endlich ein ganz starkes Stück historisch-politischer Aufklärung über den Konflikt. Und Mendel beschreibt den Konflikt nicht nur als israelischer und deutscher Staatsbürger, der wie fast alle Israelis mit Ausnahme der streng Orthodoxen natürlich auch 3 Jahre bei der Armee gedient hat, sondern souverän aus intimer Binnenperspektive, aber mit eigenständigem Kopf.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Kiepenheuer & Witsch, 2023
Format
Gebunden
Seiten
224 Seiten
ISBN/EAN
978-3-462-00351-2
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Meron Mendel (*1976) wuchs in einem Kibbuz auf, studierte in Haifa und in München Pädagodik und Jüdische Geschichte, promovierte in Frankfurt und ist heute Professor für Soziale Arbeit und Leiter der Bildungsstätte Anne Frank.

Zum Buch:

Für fast alle der 8o Millionen deutschen Nahostexperten, deren Existenz der Frankfurter Fachhochschulprofessor Meron Mendel vermutet, bietet dessen Buch, Über Israel reden. Eine deutsche Debatte endlich ein ganz starkes Stück historisch-politischer Aufklärung über den Konflikt. Und Mendel beschreibt den Konflikt nicht nur als israelischer und deutscher Staatsbürger, der wie fast alle Israelis mit Ausnahme der streng Orthodoxen natürlich auch 3 Jahre bei der Armee gedient hat, sondern souverän aus intimer Binnenperspektive, aber mit eigenständigem Kopf.

Die Debatten über Israel sind hierzulande geprägt von fast beliebig adressierten Antisemitismusvorwürfen staatlich bestellter BDS- bzw. Antisemitismusbeauftragten, israelischer Regierungspropaganda und selbstverschuldeter Blindheit unter dem Einfluss der schräg orchestrierten Erinnerungskultur. All das vergiftet die deutsche Debatte über den Konflikt im Nahen Osten und vergiftet das politische Klima nachhaltig. Mendel beschreibt die verzwickte Lage, die nach der Proklamation der Existenz Israels als Bestandteil der deutschen Staatsraison u. a. durch die ehemalige Bundeskanzlerin und der Verabschiedung der Resolution gegen die BDS-Bewegung durch den deutschen Bundestag entstanden ist.

Was die oft gepriesene deutsche Erinnerungskultur betrifft, so hat das herausragende Buch Den Schmerz der Anderen begreifen von Charlotte Wiedemann gezeigt, wie vielfach gespalten sie auftritt und gelegentlich auch instrumentalisiert wird. Das gilt auch für die langsam verblassende These zur Einzigartigkeit des Holocaust, bei deren Darstellung sich Mendel im letzten Kapitel seines Buches auf sehr dünnem Eis bewegt. Richtig im Abseits liegt Mendel bei der Darstellung des Verhältnisses der Linken zu Israel, für die er einen viel zu großen Eimer bereit hält und darin einfach alles und alle mit allen vermanscht und verwechselt, von Enzensberger über Godard bis zu den nur peinlichen Antideutschen. Beiden Büchern, die – mit den erwähnten Einschränkungen für Mendels Buch – hohen Ansprüchen genügen, kann man nur zahlreiche Leserinnen und Leser wünschen.

Rudolf Walther, Frankfurt a. M.