Zum Buch:
In tiefer Nacht schleppt sich eine Gruppe flüchtender Tiere durch den Wald. Löwe, Hase, Elefant, Eisbär, Ente, Frosch und viele mehr. Sie gehen gebeugt. Ihren Gesichtern sind die Strapazen, die sie bereits hinter sich haben, deutlich anzusehen.
Sie tragen nur das, was ihnen geblieben ist. Alles andere lassen sie auf ihrem langen Weg ins Ungewisse zurück: Kleidung, Gepäck, ein Großteil ihrer Hoffnungen.
Sie gehen schweigend.
Ihnen direkt auf den Fersen ist der in einen bunten Umhang gekleidete Tod. Zunächst auf einem wunderschönen Vogel reitend, schließt er sich ihnen an.
Er kann warten.
Sie bereiten ihr Lager im Freien. Teilen das Wenige, das ihnen geblieben ist. Versorgen die Jüngsten. Ihr Schlaf ist unruhig und kurz. Der Eisbär träumt vom Tod.
Als sie noch in derselben Nacht ihren Marsch fortsetzen, sehen sie sich plötzlich einem Hindernis gegenüber: Ein ganzes Meer versperrt den Weg. Doch sie haben Glück. Da ist ein Boot.
Der Tod folgt ihnen auf seinem wunderschönen Vogel. Und das Boot sinkt. Und nicht jeder schafft es aufs rettende Land, als der Morgen graut und die Nacht verdrängt.
In ihrem auf einzigartige Weise gestalteten Bilderbuch erzählt die Illustratorin Issa Watanabe die Geschichte des Zusammenhalts in schwierigen Zeiten wie auch der nicht enden wollenden Hoffnung auf Frieden. Durch die bewusst gewählte Unterschiedlichkeit der Tiere verdeutlicht sie, dass in der Not alle gleich sind und allein in der Gemeinschaft überleben können. Ihre Bilder sind zwar dunkel, was den Hintergrund betrifft. Dennoch vermitteln gerade die farbenfrohen Protagonisten ihrer Geschichte eine Zuversicht, die auch den Betrachter hoffen lässt. Selbst der Tod wirkt weniger bedrohlich, wenn man genauer hinsieht. Und das genaue Hinsehen steht in diesem Buch, das völlig ohne Worte auskommt, ganz im Vordergrund.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln