Alle Empfehlungen

Drucken

Alle Empfehlungen

Autor
Teichmann, Christian

Macht der Unordnung

Untertitel
Stalins Herrschaft in Zentralasien 1920-1950
Beschreibung

Kein Land setzte im 20. Jahrhundert so vehement auf die künstliche Bewässerung als Mittel zur Ausbreitung staatlicher Herrschaft wie die Sowjetunion. Der Bau von Kanälen und Staudämmen veränderte überall im Land des Sozialismus das Zusammenleben der Menschen, ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten und ihren Umgang mit der Natur.

Das sowjetische Wasserbauprogramm begann 1920 mit Lenins »Plan zur Elektrifizierung« des Landes und gipfelte 1950 in Stalins »Plan zur Umgestaltung der Natur«. Ein entscheidendes Element dieser Umgestaltung war Stalins Projekt der Baumwollautarkie, mit dem die zentralasiatische Peripherie in den Prozess der sowjetischen Staatswerdung integriert werden sollte. Zu diesem Zweck waren neue Grenzen und Institutionen, aber auch die Massenmobilisierung der Bevölkerung und vor allem technisches Know-how notwendig. Mithilfe künstlicher Bewässerung sollte eine industrielle Baumwollproduktion entstehen, um die Sowjetunion vom Import dieses wichtigen Cash Crop unabhängig zu machen.

In Stalins Sowjetunion beruhte die Staatswerdung nicht allein auf der Neuordnung der Verhältnisse, ihr leitendes Prinzip war vielmehr das Schaffen von Unordnung. Zudem unterminierten Willkür, Terror und Chaos jegliche Handlungs- und Erwartungssicherheit. Im sowjetischen Baumwollstaat wurde Unordnung zum zentralen Instrument der Herrschaftssicherung. Gleichzeitig machte sie die größte Schwachstelle der Staatsbildung aus. Paradoxerweise definierte die Macht der Unordnung die Durchsetzungskraft des Staates ebenso wie seine eng gezogenen Handlungsgrenzen.
(Klappentext)

Verlag
Hamburger Edition, 216
Format
Kartoniert
Seiten
350 Seiten
ISBN/EAN
978-3-86854-298-1
Preis
28,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Christian Teichmann, Dr. phil., ist Osteuropahistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin. Er hat Germanistik und Geschichte an den Universitäten Leipzig und Warschau studiert, war 2002/2003 Lektor an der Staatlichen Universität Samara, Russland und hält sich seitdem regelmäßig zu Forschungsaufenthalten in Russland, Zentralasien und den Vereinigten Staaten auf.