Zum Buch:
Simon Schweizer berichtet aus der Perspektive des Jugendlichen, der als 16jähriger in die Mühlen der SS gerät. Sein Buch besticht durch eine Vielschichtigkeit in der Schilderung, die gerade für die Nachgeborenen die Willkür des Systems besonders gut erkennen lässt. Der Zwiespalt zwischen der straffen Organisation der Arbeitslager und Todesmaschinerie einerseits, und der Durchlässigkeit, den Zufällen, die Simon das Überleben ermöglicht haben andererseits, wird deutlich in der Person des SS-Mannes, der ihm und anderen hilft. Das berühmte Entlastungsargument, alle seien nur Rädchen in einer Maschine gewesen, wird als nicht zutreffend entlarvt und zeigt, dass es durchaus auch individuelle Optionen für menschliches Handeln gegeben hat. Immer wieder erstaunlich ist auch die Tatsache des “Überlebenssyndroms”, des Schweigens der Opfer, die erst nach vielen Jahren in der Lage sind, ihre Erinnerungen zu Papier zu bringen. Simon Schweitzer behält trotzdem die Perspektive desjenigen, der dies erlebt hat und versucht nicht, seine Geschichte zu abstrahieren, sondern erzählt einfach das was er erlebt hat. Ein lesenswertes Buch gerade auch für Jugendliche aus der Altersgruppe des Erzählers. Martin Sölle, Der Andere Buchladen, Köln.