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Autor
Schäuble, Martin

Zwischen den Grenzen

Untertitel
Zu Fuß durch Israel und Palästina
Beschreibung

Eine Wanderung durch Israel und Palästina; mit leichtem Gepäck im Zick-Zack über die Grenzen einer durch hohe Mauern und Stacheldraht geteilten, nicht zur Ruhe kommenden Region, in der die Menschen auf engstem Raum beieinander leben – und doch nichts über den jeweils anderen wissen. Wie kommt das?
Das Buch zu einer mehr als ungewöhnlichen Reise.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Hanser Verlag, 2013
Format
Gebunden
Seiten
224 Seiten
ISBN/EAN
978-3-446-24142-8
Preis
17,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Martin Schäuble wurde 1978 geboren und ist Autor und Sozialforscher. Er studierte Politik in Berlin, Israel und den Palästinensergebieten und arbeitete als Journalist in einer Nachrichtenredaktion.

Zum Buch:

Es gibt Menschen, die nehmen sich vor, zum Beispiel von Berlin nach Moskau oder einmal die bundesdeutsche Grenze entlang zu wandern, immer mit leichtem Gepäck und vielleicht noch mit einem Hund als treuen Gefährten zur Seite, und die im Anschluss daran über ihre Erlebnisse und die unterwegs getroffenen Menschen schreiben. Das ist sicherlich ungewöhnlich, denn viele sind es nicht, die auf solch eine Idee kommen. Gefährlich ist es weniger.
Zuletzt hatte ich ein Buch über eine Wanderung in Zentralafrika gelesen, mitten durch die von Kriegen zerrissenen Gebiete, und das war dann nun wirklich ungewöhnlich und mit Sicherheit äußerst gefährlich. Auf diese Idee kommen mit ziemlicher Sicherheit nur ganz wenige. Aber jetzt hat sich der Journalist und Sozialforscher Martin Schäuble in den Kopf gesetzt, alleine durch Israel und Palästina zu wandern – ich meine, das macht nun auch nicht jeder, und wenn man sich die Liste der Städte ansieht, durch die er auf seiner Reise gekommen ist – Jerusalem, Bethlehem, Hebron, Ramallah, Nablus und Haifa, um nur die wichtigsten Orte zu nennen –, dann ist das nicht nur ungewöhnlich und gefährlich, dann ist das geradezu verwegen.

Über irgendwelche Sehenswürdigkeiten oder Hotspots erfährt man in Schäubles Bericht selbstverständlich nichts. Ihm ist eher daran gelegen, dem Leser seine Erfahrungen mit den Menschen zu beiden Seite der Grenzen nahezubringen, wobei er immer wieder aufs Neue verwundert feststellen muss, dass die Einen kaum etwas über die Lebensweise und Ansichten der Anderen zu sagen wissen, und das trotz der geringen Entfernungen. Im Gegenteil, ist es doch an ihm, die immergleiche Frage zu beantworten:

»Wie ist es eigentlich auf der anderen Seite?«

Diejenigen, die Antwort darauf geben, sitzen dann oft in Autos und Lkws, denn nicht selten streckt Schäuble den Daumen raus und trampt, wo die Entfernung zwischen zwei Orten zu lang oder die Situation gerade zu brenzlig erscheint. Aber unter seinen zufälligen Bekanntschaften finden sich auch Hotel- und Falafelbudenbesitzer, Grenzschützer und Soldatinnen, Nippesverkäufer, Demonstranten, Flüchtlinge und illegale Siedler, und alle haben sie ihre eigene kleine Meinung über den jeweils Anderen sowie über die daraus resultierende Allgemeinsituation; eine Meinung, die aufgrund von Unwissen und/oder einfachem Desinteresse in den meisten Fällen eher schlecht ausfällt.

Es ist ein langer und holpriger Weg, den Schäuble da beschreitet, und man kann nicht behaupten, es sei ihm dabei nur gut ergangen, aber gerade wohl deshalb liest sich sein Bericht auch so unmittelbar, so persönlich, da gibt es weder Verzierungen noch hübsche Schnörkel, die nur aufhalten, er hält aber auch mit nichts hinterm Berg. Es ist vielmehr so, als würde man beim Lesen eher neben ihm herwandern – oder eben zuweilen den Daumen raushalten.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln