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Autor
Schirach, Ferdinand von

Der Fall Collini

Untertitel
Roman
Beschreibung

Wie kommt es, dass ein bis dato völlig unbescholtener Mann einen Greis auf brutalste Weise ermordet und im Anschluss an seine Tat geradezu darum bittet, verurteilt zu werden? Davon handelt eine der Geschichten aus der Feder des Strafverteidigers und Schriftstellers Ferdinand von Schirach, wie immer packend erzählt und mit diesem ganz speziellen Nachhall behaftet. .

Verlag
Piper Verlag, 2011
Format
Gebunden
Seiten
195 Seiten
ISBN/EAN
978-3-492-05475-1
Preis
16,99 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Ferdinand von Schirach, geboren 1964 in München, arbeitet seit 1994 als Anwalt und Strafverteidiger in Berlin. Seine Erzählungsbände „Verbrechen“ und „Schuld“ wurden zu internationalen Bestsellern und werden zurzeit verfilmt.

Zum Buch:

Der pensionierte Wergzeugmacher Fabrizio Maria Collini fährt mit dem Aufzug in die vierte Etage des Adlon-Hotels und klopft an die Tür zur Suite Nummer 400. Er hat sich als Reporter des Corriere della Sera angemeldet; er möchte ein Interview führen. Er schwitzt. Der Mann, der ihn freundlich einlässt, ist fünfundachtzig Jahre alt und liegt keine halbe Stunde später tot auf dem teuren Parkettboden. Vier Kugeln und unzählige Tritte haben seinen Kopf zersprengt. Fabrizio Maria Collini bekreuzigt sich, verlässt das Zimmer, humpelt mit abgerissenem Absatz zurück zum Aufzug, fährt wieder hinunter in die Lobby und bittet die Frau an der Rezeption, die Polizei zu rufen. »Zimmer 400. Er ist tot.«

Collini begibt sich wie ein Lamm zur Schlachtbank, redet nicht, bekennt sich schuldig und will nur bestraft werden. Sein Motiv bleibt völlig im Ungewissen. Der frischgebackene Strafverteidiger Caspar Leinen, der sich um den Fall bemüht, muss bald feststellen, dass ihn eine allzu persönliche Beziehung an das Tatopfer bindet. Schon will er den Fall wegen Befangenheit abgeben, als sich bei seiner Recherche eine Spur auftut, die seinen Glauben an die Justiz ins Wanken geraten lässt.

Nach seinen beiden Erfolgen „Verbrechen“ und „Schuld“ begibt sich der Anwalt und Schriftsteller Ferdinand von Schirach nun auf das Parkett der Romanschriftstellerei, wobei man jedoch gleich sagen muss, das es sich bei „Der Fall Collini“ eigentlich um nicht viel mehr handelt als um eine ausgedehnte Version der Fallbeispiele, wie man sie aus seinen vorherigen Büchern kennt. Die Geschichte ist natürlich enorm spannend erzählt, obgleich man von einem Roman ein wenig mehr erwarten würde. Fast scheint es, als fehle es dem Autor hier an Atem, denn er hätte mit Sicherheit mehr daraus machen, mehr in die Tiefe gehen, das „Romanhafte“ ein wenig mehr herausarbeiten können. Aber sei’s drum, die Geschichte beweist einmal mehr Schirachs Erzählpotential, das den Leser von der ersten halben Seite an in Bann schlägt und immer weiter und weiter lesen lässt, weil er sich diesem Sog einfach nicht entziehen kann.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln