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Autor
Politkovskaja, Anna

Tschetschenien

Untertitel
Die Wahrheit über den Krieg
Beschreibung

Die Wahrheit über den Krieg. Man will sie nicht glauben, diese Wahrheit, weil man nichts darüber weiß. Anna Politkovskaja kennt sie. Nach den Attentaten des 11. Septembers führt die Moskauer Regierung nunmehr ihren eigenen Antiterrorkrieg. Als Deckmantel für unvorstellbare Greuel, für Mord, Raub, der Gier nach Öl.

Verlag
DuMont, 2003
Format
Kartoniert
Seiten
336 Seiten
ISBN/EAN
978-3-8321-7832-1
Preis
16,90 EUR

Zum Buch:

Die russische Journalistin Anna Politkovskaja hat einen Weg beschrieben, den bereits sehr viele ihrer KollegInnen mit längeren Haftstrafen bezahlen mussten. Auch mit dem Tod. Seit Juli 1999 reist die Sonderkorrespondentin einer eher kleineren Moskauer Tageszeitung Monat für Monat nach Tschetschenien, obwohl sie wiederholt mit Morddrohungen konfrontiert wird, sogar selbst Opfer der Tragödie wird, und sie beschreibt auf einer Gradwanderung diese ihre Eindrücke, sie analysiert aber auch die Hintergründe, spricht mit hochrangigen Offizieren, mit Regierungsbeamten, die sich ausbaten, dass ihre Namen nicht genannt werden dürften. Was dabei in Buchform entstanden ist, ist ein ebenso informativer wie auch sehr persönlicher Bericht einer Tragödie, über die auch die westlichen Staaten betont schweigen. Wie die Reportagen von Hans Christoph Buch oder Ryszard Kapuscinski, oder wie die Fotografien des Kriegsfotografen James Nachtwey, so eindringlich und persönlich liest sich dieser Bericht. Die russische Armee terrorisiert die Bevölkerung in Tschetschenien mit kaum denkbarer Grausamkeit, so berichtet die engagierte Journalistin zum Beispiel über den Verkauf von Leichen. Den Leichen der zu Tode gefolterten, der hingerichteten Zivilisten. Nicht selten Kinder, Greise, junge Frauen. Derart verdient sich ein Soldat, der kurz vor der Abberufung steht, noch schnell einen neuen Anzug und einige erholsame Stunden der Ruhe im teuersten Dampfbad. Jeder verdient an diesem Krieg, vom einfachen Soldaten bis hinauf zum Regierungsbeamten, der sich am Wehretat schadlos halten, Zivilisten, die allein durch Denunziation am Leben bleiben, bis hin zu den dunklen Geschäftsmännern, die dafür Sorge tragen, dass zum Beispiel in jeder Nacht Tausende Tonnen von Erdöl illegal aus Tschetschenien ausgeführt werden. Doch ist der Krieg bis nach Moskau gekommen, spätestens mit der blutig beendeten Geiselname von Mitarbeitern und Besuchern eines Theaters mitten in Moskau im vorigen Winter. Ich las ihr Buch an einem Tag aus. Ich hatte den Eindruck, als würde sich Anna Politkovskaja geradezu dafür schämen, Teil dieser russischen Gesellschaft zu sein, Steuerzahlerin, unter einer Regierung, die nicht nur zulässt, die mehr noch selber daran interessiert ist, dass dieser Krieg weiter geht, weil er sich rentiert. “Wir werden uns für diesen Krieg verantworten müssen.” Axel Vits, Der Andere Buchladen, Köln.