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Autor
Neven Du Mont, Reinhold

Die Villa

Untertitel
Roman
Beschreibung

In seinem ersten Roman erzählt Reinhold Neven Du Mont anschaulich und präzise, fesselnd und eindringlich die Geschichte einer Familie zwischen dem Ende der zwanziger und den beginnenden fünfziger Jahren, von Karrieren und Katastrophen, von Macht und Verrat und von einer ersten, unübertroffen gebliebenen Liebe.
(Klappentext)

Verlag
Beck Verlag, 2009
Format
Gebunden
Seiten
318 Seiten
ISBN/EAN
978-3-406-58242-4
Preis
18,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Autorenportrait:Reinhold Neven Du Mont, geboren 1936 in Köln, war jahrzehntelang Verleger von Kiepenheuer & Witsch. Er lebt in Köln und in Herrsching und veröffentlichte zuletzt „Gebrauchsanweisung für Köln“ (2004).

Zum Buch:

Drei Monate verbrachte Robert, Münchner Student der Kunstgeschichte und Germanistik, in Elisabeth Lauterbachs Haus, um während der Semesterferien die Bibliothek ihres Vaters zu ordnen. Das war in den 1950er Jahren. Dreißig Jahre später erinnert ihn die Todesanzeige von Elisabeth Lauterbach mit den Namen der Trauernden an diese intensiv erlebte Episode. „Als hätte mein Gedächtnis nur auf den Anstoß gewartet, sah ich ihre Gesichter plötzlich vor mir.“

Was er sich damals vorgenommen hatte, setzt er nun um. Robert verfasst die Chronik der Villa Lauterbach. Mit der „Prägnanz eines überbelichteten Films“ erinnert er die Erlebnisse dieses Sommers, und so entfaltet sich das Panorama einer Familie von den späten 1920er bis in die frühen 1950er Jahre. Es ist tatsächlich wie einen ‚Familien-Film’ anzuschauen, die Figuren und Situationen sind überprägnant gezeichnet. Der „erwachsene“, urteilsfreudige und überaus einflussreiche Kritiker (als den sich Robert selbst schildert) tritt gegenüber dem jungen Robert (als Erzähler) zurück; er beschränkt seinen Kommentar auf Einleitung und Epilog – ein eigenartiger Kontrast. Der Zauber, den Elisabeth Lauterbach auf ihn ausübt, hat ihn bis zum Lesen ihrer Todesanzeige nie verlassen. „Während ich auf die Buchstaben ihres Namens starrte, sah ich sie am Kopfende des langen Tisches sitzen, lachen, loben, zurechtweisen, streng und begehrenswert. Mich traf ihr kurzer, rätselhafter Blick.“

Die Villa, an einem See im Münchner Voralpenland gelegen, ist mitsamt ihren Bewohnern Elisabeths Schatz, den es gegen die Unbill der Welt zu verteidigen gilt. Egal, ob es sich dabei um Denunziation, Krieg, privates Unglück oder um ihren fleißigen, treulosen, in Düsseldorf lebenden Ehemann Konrad Nettesheim handelt. Robert werden als exakt beobachtenden Zaungast Geschichten und Ansichten aller Hausbewohner zugetragen, sie agieren vor ihm wie auf einer Bühne. Da gibt es zum Beispiel die drei Kinder von Elisabeth: Leon, ein Schauspielschüler, der sich für ein Genie hält, Hanna, ein schwerfälliger Teenager und Ingrid, ihre ältere Schwester, die nach eigenem Bekunden, keine Lauterbach, sondern eine Nettesheim ist. Da gibt es Elisabeths verschrobene Halbschwester Martha, Agathe, die unglückliche, bigotte ‚Hausdame’ und Löhlein, den schmierigen Geschäftsmann. Natürlich findet Robert im Rahmen seines Bibliotheksjobs auch die versteckten Tagebücher von Elisabeths Mutter. Das ist zwar nicht sonderlich originell, ermöglicht aber einen Blick auf die Vorgeschichte.

Die Welt der Villa ist geschlossen, sie nimmt die Leserin genauso gefangen wie Robert, für den man sich irgendwie freut, als die Semesterferien zu Ende sind – weil es sicher „besser für ihn ist, wenn er rauskommt“. Die Lektüre lohnt sich.

Claudia Biester, Frankfurt am Main