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Autor
Mosebach, Martin

Stadt der wilden Hunde

Untertitel
Nachrichten aus dem alltäglichen Indien
Beschreibung

Der Georg-Büchner-Preisträger Martin Mosebach auf Indienreise. Dabei sind 21 unterhaltsame wie nachdenklich stimmende Geschichten entstanden, die sein schriftstellerisches Können ein weiteres Mal unter Beweiß stellen.

Verlag
Hanser Verlag, 2008
Format
Gebunden
Seiten
176 Seiten
ISBN/EAN
978-3-446-23026-2
Preis
16,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Martin Mosebach wurde 1951 in Frankfurt am Main geboren. Er ist Schriftsteller und Jurist und veröffentlichte Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Romane. 2007 erhielt er den Georg-Büchner-Preis.

Zum Buch:

Ich will hier gleich offen zugeben, daß ich es bisher nicht geschafft habe, auch nur einen von Martin Mosebachs Romanen zu lesen, aber das wird sich ändern, sobald ich diese Rezension hier beendet habe. Der Grund, weshalb ich mich überhaupt für Mosebachs “Stadt der Wilden Hunde – Nachrichten aus dem alltäglichen Indien” entschieden habe, liegt daran, daß ich, über die Jahre verteilt, selbst mehrmals Indien bereiste, und ich wollte einfach mal sehen, was denn der Georg-Büchner-Presiträger so zu erzählen hat, denn er hielt sich vor zwei Jahren, auf Einladung des Goethe-Instituts, für mehrere Monate in dem Land auf.

Gleich zu Anfang seiner kleinen Erzählungen sucht Martin Mosebach nach einem passenden Ersatz für seinen braunen Rindsledergürtel, den er sich vor knapp dreißig Jahren und mehr aus einer Laune heraus in Venedig kaufte, und der nun, zum wiederholten Male, zu reißen droht. Nur: wo einen braunen Rindledergürtel finden, “im Reich der heiligen Kuh?” Also macht er sich auf die Suche und irgendwann wird er sogar fündig. Nur handelt es sich dabei weniger um Rind. “Der Gürtel kostete beinahe nichts. Es war mir klar, daß dies der schönste Gürtel sei, den ich je besessen hatte. Dann vergaß ich ihn, erst in Deutschland fiel er mir wieder in die Hände. … Schon als ich den Koffer öffnete drang mir ein Schwall entgegen, als hätte ich Fleisch verschimmeln lassen. Das bißchen Leder bewahrte die Geruchskraft eines ganzen Kamels; mir war, als säße ich bei einer Leiche, die sich in die Hosen gemacht hat.”

Mosebach besucht die alte Wüstenstadt Bikaner, wo er einen Sandsturm erlebt, auf Zehenspitzen einen Rattentempel betritt und, in einer weiteren amüsanten Geschichte, bei einem Festmahl eindringlich gebeten wird, ein deutsches Volkslied zu singen. Es soll jedoch nicht der Eindruck erweckt werden, er mache sich auf irgendeine Weise lustig über seine Gastgeber, über Land und Leute, im Gegenteil, er ist sehr kritisch und sieht sich um, er beschreibt was er sieht, und das mit einer äußerst trockenen, fesselnden, gewaltigen Beredsamkeit. Martin Mosebach ist unzweifelhaft ein großartiger Romancier.

-xel Vits, Der andere Buchladen, Köln