Zum Buch:
Caseys Traum heißt: Schreiben. Seit dem Studium jobbt sie, meistens als Kellnerin, um in den wertvollen Vormittagsstunden Szene für Szene ihres Romans zu Papier zu bringen. Als Caseys Mutter völlig unerwartet stirbt, wird das Schreiben für die 31-Jährige überlebensnotwendig, denn nur so kann sie die Leere ertragen, den Verlust der Gespräche, die unstillbare Sehnsucht nach Vertrautheit. Lily King erzählt in ihrem neuen Roman davon, was es bedeutet, seinen Traum zu leben, als Frau und allen Widrigkeiten zum Trotz.
Sie hätte es einfacher haben können. Als Jugendliche hatte Casey unzweifelhaft eine große Karriere als Golfspielerin vor sich. Doch als sie ihren Vater, der sie trainiert, in einer kompromittierenden Situation erlebt, kann und will sie keinen Golfschläger mehr in die Hand nehmen.
Aber hat sie denn wirklich etwas zu erzählen? Als Frau steht man auch als angehende Schriftstellerin auf einem anderen Prüfstand als ein Mann. Belächelt zu werden ist das eine, den eigenen Lebensunterhalt nebenher verdienen und dabei auch noch Berge von College-Schulden tilgen zu müssen das andere. Caseys Alltag ist harte Arbeit, nicht nur am Schreibtisch, sondern auch im „Iris“, wo sie nicht selten zwei Schichten nacheinander schiebt. Zwei Männer werden sich in sie verlieben, Oscar Kolton, verwitweter Schriftsteller mit zwei kleinen Söhnen, und Silas, der auch schreibt und seinen Lebensunterhalt als Lehrer verdient. Wem wird sie sich öffnen, wem kann sie trauen? Die letzte Verletzung in der Liebe ist noch nicht allzu lange her.
Casey ist in allem, was Lily King sie empfinden, denken, erleben lässt, als Figur so authentisch, dass jeder Satz in diesem Roman berührt, irritiert und einen kritischen, aber auch sehr liebevollen Blick auf das eigene Leben evoziert. Eine Geschichte mit gutem Ausgang. Ohne den leisesten Hauch von Kitsch. Wie macht Lily King das? Nochmal lesen!
Susanne Rikl, München