Zum Buch:
Rezensionen – Die Zeit vom 24.02.2005 Iris Radisch zeigt sich in ihrer sehr ausführlichen Besprechung des zehnten Bandes von Walter Kempowskis “Echolot”“erschöpft”, ja geradezu “erschlagen” von der Flut von Einzelstimmen aus dem Jahr 1945. Dieses Buch, das in Briefen, Tagebuchnotizen, KZ-Berichten und Auszügen aus Memoiren die verschiedensten deutschen Zeitzeugen zu Wort kommen lässt, ist kein “Chor”, wie von der Kritik immer wieder behauptet, sondern eher ein “endloses Stimmengesumm” in dem “übelste Nazipropaganda” neben naiven Frontberichten oder erschütternden KZ-Erfahrungen steht, meint die Rezensentin, die dennoch mit angehaltenem Atem gelesen hat. Kempowski versucht mit seinem “Echolot” im Grunde das Unmögliche, nämlich die Zeit des Zweiten Weltkriegs lückenlos in den Selbstzeugnissen abzubilden, erklärt die Rezensentin. Und auch wenn ihm das naturgemäß nicht gelingen kann, ist das Ergebnis dieses Bemühens ihrer Ansicht nach durchaus “erschütternd” und beeindruckend. Die nicht recht einsichtige Auswahlmethode, die Kempowski selbst als “Echolot-Methode” bezeichnet, und die Notate von gerade Erlebtem neben später “redigierte Dokumente” stellt, beurteilt Radisch als “unerschrockene Verletzung jeder historiografischen Fürsorgepflicht”, zumal der Autor diese Unterschiede nicht kommentiert. Und so richtiges “Mitleid” angesichts des Entsetzlichen, das in den einzelnen Dokumenten geschildert wird, kann sich auch nicht einstellen, weil man über Hintergründe und Zusammenhänge in diesen “Appetithäppchen” nichts in Erfahrung bringt und so “keine Zeit bleibt” für “Verständnis, Mitgefühlt, Diagnose”, so Radisch weiter. Was das “Echolot” aber zu einem erschütternden Zeugnis macht, ist die darin dokumentierte “Herzenskälte und Verblendung” einer erschreckend großen Anzahl von Menschen und hierin liegt auch die “große und unerreichte Qualität” dieses Mammut-Projekts, erklärt die Rezensentin. Sie lobt das Buch als “tief bewegende Innenschau der deutschen Seele”, die vor allem einen “ungeschönten Einblick in die Dummheit und Herzlosigkeit” bietet. Aus Perlentaucher