Zum Buch:
Der 1963 geborene Alex Alphonso Wheatle ist ein britischer Autor mit jamaikanischen Wurzeln. In seinem Jugendroman Home Girl beschreibt er Naomi Brissets Leben.
Naomi ist 14 und durch den Selbstmord ihrer Mutter und das Alkoholproblem ihres Vaters auf Heime, Sozialarbeiter und vor allem sich selbst gestellt. Ihre Kindheit war voller Enttäuschungen, und wie es ist erwachsen zu sein, musste Naomi viel zu früh erfahren. Kein Wunder also, dass es ihr schwer fällt, anderen Vertrauen zu schenken.
Ihre Sozialarbeiterin Louise sucht fieberhaft nach einer passenden Pflegefamilie. Als Übergangslösung wird das weiße Mädchen Naomi zu den Goldings geschickt, eine schwarze Pflegefamilie, die schon zwei andere Kinder in Pflege hat. Nach ein paar Startschwierigkeiten fühlt sich Naomi das erste Mal seit langem wieder zu Hause. Mit ihren zwei Pflegegeschwistern versteht sie sich auf Anhieb gut, und auch mit ihren Pflegeeltern läuft alles ok. Doch ihre zwei Freundinnen Kim und Nats machen ihr das Leben nicht gerade leichter. Kim impft Naomi ein, immer das Schlimmste von Menschen zu erwarten. In dem ganzen Gefühlschaos ist es nicht gerade leicht für Naomi, sich selbst treu zu bleiben.
Auf genau 253 Seiten schafft Alex Wheatle es eine Geschichte zu erzählen, die die soziale Situation von benachteiligten Jugendlichen lebensecht einfängt und zeigt, wie viele grausame Schicksale es gibt – und vor allem, wie wenig dagegen unternommen wird. Die Aufstiegschancen für ein Kind wie Naomi sind gering, und die vielen schrecklichen Dinge, die sie in ihrem kurzen Leben schon erleben musste, werden ihr vielleicht ein Leben lang im Weg stehen, sie immer wieder an sich zweifeln lassen. Doch trotz alledem ist das Buch unfassbar lustig geschrieben, und ich denke, genau das macht es zu etwas ganz Besonderem.
Frida Armbruster, Frankfurt, 12 Jahre