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Autor
Weyand, Kai

Applaus für Bronikowski

Untertitel
Roman
Beschreibung

Ein Roman über einen Bestattungshelfer voller Slapstick-Einlagen und melancholischer Skurrilität? Dass eine solche Ausgangssituation nicht zwangsläufig scheitern muss, beweist Kai Weyands Roman „Applaus für Bronikowski“, der 2015 in die Longlist des Deutschen Buchpreises aufgenommen wurde.

Kai Weyand, der selbst in einem Bestattungsinstitut arbeitet, gelingt es in seinem Roman, dem Thema Tod Pathos und Schwere zu nehmen ohne dabei in Geschmacklosigkeiten zu verfallen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Wallstein Verlag, 2015
Format
Gebunden
Seiten
188 Seiten
ISBN/EAN
9783835316041
Preis
19,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Kai Weyand geb. 1968, Studium, Arbeit als Lehrer im Strafvollzug, Mitarbeiter einer Sozietät, lebt in Freiburg. Er ist mit dem 1. Preis beim open mike der LiteraturWERKstatt Berlin, dem Irseer Pegasus und dem Bolero-Literaturpreis ausgezeichnet worden.

Zum Buch:

Ein Roman über einen Bestattungshelfer voller Slapstick-Einlagen und melancholischer Skurrilität? Dass eine solche Ausgangssituation nicht zwangsläufig scheitern muss, beweist Kai Weyands Roman „Applaus für Bronikowski“, der 2015 in die Longlist des Deutschen Buchpreises aufgenommen wurde.

Völlig haltlos schlingert Nies durchs Leben, nachdem seine Eltern beschlossen haben, sich „ihren Lebenstraum zu verwirklichen“ und nach Kanada auszuwandern. Der damals Dreizehnjährige reagiert fassungslos, nennt sich fortan NC (für „No Canadian“) und beginnt den Worten zu misstrauen, die aus einer Familie eine Gruppe miteinander verwandter Menschen gemacht hatten. Aus seinem Misstrauen gegenüber dem verborgenen Sinn eigentlich positiver Worte wie zum Beispiel „Lebenstraum“ wächst der Zweifel an sich selbst: Liegt es nur an ihm, dass er sich nicht mit der Hinterhältigkeit von auf den ersten Blick vielversprechenden Worten abfinden kann? Was stimmt mit ihm nicht, dass er sich nicht einfach so unbefangen ins Leben werfen kann wie zum Beispiel sein erfolgreicher älterer Bruder Bernd? Klar ist ihm nur, dass er die Welt nicht wie Bernd betrachten will, der meint, alles könne in Zahlen ausgedrückt werden, und der in der Auswanderung der Eltern ein „Investment in Lebensoptimierung“ sieht.

Nachdem Nies mehrere Ausbildungen abgebrochen hatte, arbeitete er eine Zeitlang als Hausmeister. Nun hat er auch noch diesen Job verloren und darüber hinaus seine Freundin. Um sich die Zeit zu vertreiben, geht er spazieren, hat aber dabei ständig mit dem Gefühl der Ziellosigkeit zu kämpfen. Sogar das Angebot einer Bäckerei stellt ihn vor unüberwindlichen Entscheidungsdruck. Statt aber zu verzweifeln, entwickelt er dagegen Tricks und schafft es so geschickt, sich von außen Ziele oder auch Missionen auferlegen zu lassen. So gelingt es ihm zum Beispiel, die Bäckereiverkäuferin dazu zu bringen, ihm Empfehlungen auszusprechen. Auf eine solche Empfehlung gelangt er auch zu einem Bestattungsinstitut, in dem er beginnt als Bestattungshelfer zu arbeiten.

Nies gefällt seine Arbeit im Bestattungsinstitut. Einfallsreich versucht er Toten oder Hinterbliebenen letzte Wünsche zu erfüllen. Dass das nicht immer gut geht, liegt an Nies‘ eigensinniger Wahrnehmung der Welt, die für andere nicht immer nachzuvollziehen ist. Trotzdem macht ihn seine verschrobene Menschlichkeit sympathisch. Weyand, der selbst in einem Bestattungsinstitut arbeitet, gelingt es in seinem Roman, dem Thema Tod Pathos und Schwere zu nehmen ohne dabei in Geschmacklosigkeiten zu verfallen.

Alena Heinritz, Mainz