Zum Buch:
Die Liste der Autorinnen und Autoren zu diesem Buch liest sich wie ein “Who is Who“ der Antirassismus-Krieger, die sich im Hygiene-Museum von Dresden ein Stelldichein gegeben haben.
Der Titel verweist zunächst auf historische Dimensionen. Dies wird im Vorwort allerdings eingegrenzt auf 18.,19.,und 20. Jahrhundert.
Das Buch, höchst anschaulich dokumentiert, zeigt die Auswüchse des von Häckel propagierten Herrenmenschentums und dessen Ansprüche auf Intervention, “Zivilisierung“ und Christianisierung der nichteuropäischen „Rassen“. Die daraus entstehende Kolonisationspolitik rechtfertigte sich in dieser rassistischen Überheblichkeit durch die Koryphäen der einschlägigen Wissenschaften. Sie unterstützten und förderten das „Herrenvolk“ und rechtfertigten die brutalen Übergriffe auf Leib und Leben der „unteren Rassen“, auf körperliche und seelische Unversehrtheit und die Zerschlagung ihrer sozialen und kulturellen Identität. Die Europäer fühlten sich befugt, die „Anderen“ auszubeuten.
Im Grunde ist dieses Buch bei aller dokumentarischer Trockenheit und Akribie eine Anklageschrift nicht nur gegen Rassismus und Rassisten aller Couleur, sondern gegen unseren pharisäerhaften Dünkel, überlegen und besser zu sein als die anderen.
Auch im Postkolonialismus perpetuiert sich der Rassismus in zynischer Weise: War es in den vorigen Jahrhunderten die „ehrliche“ machtpolitische Ausbeutung der „Anderen“ durch Zwang, so ist es heute die auf „rechtskonformen“ Verträgen basierende Ausplünderung ihrer Ressourcen. Rassismus also als kollektives Phänomen und als individual ausgerichtete Angstversion gegen Fremdes, die in Hass umschlägt.
Achille Mbembe, der afrikanische Philosoph, bringt den Begriff des Rassismus auf den Punkt, indem er ihn mit dem Begriff der Sklaverei in Verbindung bringt und diesen mit dem kapitalistischen Prinzip der Ware. Die „Anderen“, das waren (und sind) die Sklaven, sie waren die Handelsware und sind es im metaphorischen Sinne noch heute. Und wir sind die Sünder, wenn nicht sogar die Totschläger. Ein Buch für Nachdenkende.
Notker Gloker, Heiligenberg