Zum Buch:
»Der Schriftsteller besitzt in der Regel zwei Anzüge, einen für die Straße und zum Besuche machen und einen für die Arbeit. Er ist ein ordentlicher Mensch. Das Sitzen am engen Schreibtisch hat ihn bescheiden gemacht, er verzichtet auf die heiteren Genüsse des Lebens, [
] verheiratet ist er nicht, denn er hat nicht die Kühnheit gehabt, sich zu verlieben, weil er allen ihm zu Gebote stehenden Mut dazu hat anwenden müssen, seiner künstlerischen Pflicht gegenüber, die, wie es vielleicht bekannt ist, eine sehr harte sein kann, treu zu bleiben.«
Wenn man das selber liest, ist das gute Literatur, das steht völlig außer Frage. Robert Walser, eine der tragischsten Figuren der deutschsprachigen Literatur, lässt sich meiner Meinung nach mit nichts und niemandem vergleichen, Walser ist Walser, Punkt. Wenn aber der Schauspieler und Rundfunksprecher Ulrich Beseler das vorliest, dann ist das so, als würde man diesen Walser, den man bisher so gut zu kennen glaubte, wieder völlig neu entdecken. Stücke wie »Der Schriftsteller«, »Die Schlacht bei Sempach«, »Kleist in Thun« oder »Eine Theatervorstellung« hören sich an, als ob Beseler geradezu dazu bestimmt wäre, Walser zu lesen, Walser vorzutragen; man könnte ihm stundenlang zuhören, doch leider nach 75 Minuten alles vorbei.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln