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Autor
Waechter, Matthias

Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert

Untertitel
Beschreibung

Mit keinem anderen Land in Europa ist die deutsche Geschichte so stark verflochten wie mit Frankreich. Der in Nizza lehrende deutsche Historiker Matthias Waechter erzählt die Geschichte des 20. Jahrhunderts aus der Sicht unseres engsten Nachbarn – ein Unterfangen, das in deutscher Sprache seit Jahrzehnten niemand mehr unternommen hat. Schon in Ulrich Herberts Vorwort zum hier empfohlenen Buch wird das Problem der Nichtdarstellbarkeit dieser nationalen Geschichte aufgezeigt: Frankreich ist keine Geschichtsmonade, genau so wenig wie die anderen Staaten Europas. Sie alle machen europäische Geschichte, sind eingebunden in das Geflecht der aus den Umständen entstehenden politischen Entscheidungen. Ein in historischen Zusammenhängen denkender Zeitgenosse wird dieses Buch mit großem Gewinn lesen und aus dem Detailreichtum der nationalen Geschichte Frankreichs auch dessen Handeln in der europäischen Gemeinschaft und der Weltpolitik besser begreifen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
C.H.Beck Verlag, 2019
Format
Gebunden
Seiten
608 Seiten
ISBN/EAN
978-3-406-73653-7
Preis
34,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Matthias Waechter ist Direktor des Institut Européen-European Institute in Nizza und Generaldirektor des Centre international de formation européenne (CIFE).

Zum Buch:

Schon in Ulrich Herberts Vorwort zum hier empfohlenen Buch Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert wird das Problem der Nichtdarstellbarkeit dieser nationalen Geschichte aufgezeigt: Frankreich ist keine Geschichtsmonade, genau so wenig wie die anderen Staaten Europas. Sie alle machen europäische Geschichte, sind eingebunden in das Geflecht der aus den Umständen entstehenden politischen Entscheidungen. Weder der Imperialismus noch die europäische Union, weder die Diktaturen des 20 Jahrhunderts noch die sozialen Demokratien, weder die Weltwirtschaftskrise noch das Wirtschaftswunder können aus Frankreich allein abgeleitet werden.

Die nachrevolutionären Kriege, mit denen Frankreich Europa und Teile der Welt überzog, wurden im Namen oder im Geiste von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ geschlagen – ein schändlicher Verrat an einer Idee, die die Menschen in ein besseres Leben führen sollte.

Die imperialen Gelüste der europäischen Staaten waren für Frankreich der Ansporn, es ihnen gleich zu tun und somit zum wiederholten Male seine großartigen Ideen zu verraten: Mit dieser als „Zivilisation“ verbrämten Aktion fiel Frankreich über die zu kolonisierenden, zu „zivilisierenden“ afrikanischen Völkerschaften her, um im Konzert der großen europäischen Kolonialstaaten nicht den Anschluss zu verlieren.

Trotz des Ersten Weltkriegs, dank dem die Wunde der Demütigung von 1871 etwas verheilte, waren der Zwang und der Drang übermächtig, ein Imperium aufzubauen, wie es England darstellte. Frankreich erlebte fette Jahre: „L‘Allemagne payera“, womit eine Zeit lang die wirtschaftliche Sicherheit gewährleistet war, solange wenigstens, wie Deutschland noch zahlungswillig und -fähig war. Mit den Nationalsozialisten wendete sich auch für Frankreich das Blatt.

Der zweite Weltkrieg war für die Franzosen eine ungeheure Demütigung: Frankreich als Staatsganzes hatte aufgehört zu existieren. Die Republik war eingekesselt von faschistischen Diktaturen, aus denen sie nur mit Hilfe demokratischer Engländer und Amerikaner befreit werden konnte. Zum siegreichen Kriegsausgang hatte freilich La France libre keinen entscheidenden Beitrag leisten können. Dennoch hatte de Gaulle einen signifikanten Einfluss auf die Neuordnung Europas. Die Einsicht, dass Frankreich nicht mehr der Nabel der Welt war, führte zu einem Umdenken in Sachen europäischer Einigung, die in Ansätzen schon bei Briand und Stresemann aufgeschienen war und mit der Montanunion der Realität näher kam.

Die Rückkehr Frankreichs aus den Höhen seiner Selbstüberschätzung führte die fünfte Republik in den Kreis der Europäer als „primus inter pares“ zurück. Vor allem, wenn man Mitterrands Verdienste um den Zusammenschluss Europas betrachtet und jetzt aktuell die charismatische Gestalt von Emanuel Macron, der der zögernden deutschen Lokomotive wieder neuen Dampf macht.

Fazit: Ein in historischen Zusammenhängen denkender Zeitgenosse wird dieses Buch mit großem Gewinn lesen und aus dem Detailreichtum der nationalen Geschichte Frankreichs auch dessen Handeln in der europäischen Gemeinschaft und der Weltpolitik besser begreifen.

Notker Gloker, Heiligenberg