Zur Autorin/Zum Autor:
Andreas Unterweger, geboren 1978 in Graz, Studium Deutsche Philologie und Französisch, 2004 abgeschlossen. Lebt in St. Johann/Grafenwörth. Schriftsteller und Rockmusiker (Gitarrist und Sänger der Band ratlos).
Ein gelbes Haus in gelben Feldern, der Großvater und sieben Buben: in Andreas Unterwegers neuem Werk lebt ein Märchen, das Märchen einer glücklichen Kindheit. Herrliche, warme, pralle Sommer am Fluss, der Großvater, den die Jungen zum Oberhäuptling gewählt haben, eine erste, zarte Liebe. Und nichts von all dem – so der Eindruck –wird je enden.
(ausführliche Besprechung unten)
Ein gelbes Haus in gelben Feldern, der Großvater und sieben Buben: in Andreas Unterwegers neuem Werk lebt ein Märchen, das Märchen einer glücklichen Kindheit. Herrliche, warme, pralle Sommer am Fluss, der Großvater, den die Jungen zum Oberhäuptling gewählt haben, eine erste, zarte Liebe. Und nichts von all dem – so der Eindruck –wird je enden.
Aus diesem Grund erzählt das Buch auch nicht eine Geschichte, die einen Anfang und ein Ende hat, sondern viele: da sind Großvaters sieben Freunde, für die er jeden Abend den Tisch deckt und deren Ankunft die Jungen jeden Abend verschlafen, so sehr sie sich auch bemühen, wach zu bleiben, oder Großvaters Orgel – die Apfelsaftflaschen auf dem Gepäckträger seines legendären Fahrrads, die der Fahrtwind zum Klingen bringt –, Katze Mia, die ausdauernder schnurrt als der nachbarliche Rasenmäher, oder “Biber”, einer der Jungen, der nicht nur wegen seiner allmorgendlichen lustvollen Sprünge in den Fluss, sondern auch wegen seiner Zähne diesen Spitznamen trägt. Er wird es sein, der sich in das Nachbarmädchen verliebt.
Viele Geschichten erzählt dieses Buch, das sich auf kein Genre festlegen lässt, dessen Kapitel Tagebucheinträge sein könnten, mit Märchenmotiven spielen, aphorismenhafte Züge tragen, Anspielungen auf große Texte der Weltliteratur bergen, sich dem schnellen Erfassen entziehen, indem sie das einmal Gesagte noch einmal, mehrmals und immer wieder anders formulieren. Aus den poetischen Texten spricht eine tiefe Sehnsucht, die Sprache wieder zu finden, die keinen Unterschied zwischen Ding und Namen kennt. Könnte man doch, wie die Menschen im nahe gelegenen Dorf Hoboken, sich am Wort “Feuer” wärmen und das Wort “Paradeissauce” auslöffeln, dann wäre die Welt so, wie die sieben Buben im gelben Haus sie sich wünschen.
Wenn man das gelbe Buch zu Ende gelesen hat, kann man es mühelos von hinten nach vorne zurück lesen – um Geschichten wiederzufinden, die so glücklich machen wie diese: “‘Und hier, in dieser gelben Schachtel, ist mein Geburtstagsgeschenk für dich: ein paar Radieschen’, sagte Biber. ‘Ein Paradieschen!’, frohlockte das Mädchen.” Auch das schalkhafte Spiel mit Verstehen und Missverstehen macht dieses Buch zu einem großen Lesevergnügen.
Susanne Rikl, München