Zum Buch:
Es beginnt mir dem aberwitzigen Ansinnen eines jemenitischen Scheichs an das britische Zentrum für Fischereiwesen: Der Scheich möchte in einem Wadi seines Landes Lachse ansiedeln Kosten spielen keine Rolle. Wie Autor Paul Torday es schafft, dieses hirnrissige Projekt (das findet auch Dr. Alfred Jones, an den die Anfrage geht) innerhalb von vierzehn kurzen e-mails und Memos in einem rasenden Kreislauf persönlicher Karrieregier und Eitelkeiten beim Premierminister landen zu lassen, ist überaus witzig und temporeich.
Das ganze Buch besteht aus Protokollen, Briefen, e-mails und den Tagebuchaufzeichnungen des Dr. Jones. Dieser, erst skeptisch, wird von seinem Chef und seiner Ehefrau gleichermaßen in das Projekt hineingeschubst. Und da es nicht seiner Natur entspricht, den Weg des Widerstands zu gehen weder beruflich noch privat macht er sich die Verpflanzung von Fischen, die zum Laichen kalte Flüsse hinaufschwimmen und deren Nachwuchs vor Grönland aufwächst, in die Wüste genauso selbstverleugnerisch zu eigen, wie er im Privatleben in seinem Tagebuch die gnadenlose Karriere seiner Frau, die seine Bedürfnisse weitgehend ignoriert, mit den Worten ich freue mich für Marys Erfolg kommentiert.
Einmal angestoßen entwickelt sich das so genannte Jemenlachs-Projekt in die unterschiedlichsten Richtungen. Jeder, der sich einen kleinen Vorteil davon verspricht, mischt mit: Der Direktor des Fischereizentrums, der Direktor des Zentrums für Kommunikation des Premierministers, der Premier selbst, natürlich die Presse, Parlamentarier der schottischen Nationalpartei, und ein wenig al-Qaida. Und dann ist da noch Harriet, die, genau wie Dr. Jones, eher in das Projekt hineingestolpert ist. Sie ist mit einem Offizier verlobt, der im Irak stationiert ist, was Gelegenheit zu weiteren nahöstlich-britischen Verwicklungen gibt. Der einzige, der ruhig und unbeirrt von all dem losgetretenen Trubel ist, ist derjenige, der ihn in Gang gesetzt hat: der Scheich.
Paul Torday, laut Klappentext seit fünfzehn Jahren begeisterter Lachsfischer, treibt das Spiel mit den unterschiedlichen Personen und Medien, über die diese miteinander in Kontakt treten, gekonnt. Das ist amüsant, angenehm überdreht, ironisch und entlarvend. Die Sorte von Buch, die sich wunderbar im Zug, in der Badewanne oder im Urlaub lesen lässt. Nicht tiefschürfend aber wunderbar die Zeit vertreibend.
Ruth Roebke, Autorenbuchhandlung Marx, Frankfurt am Main