Zum Buch:
Ehemalige Wohngebäude in einer Wissenschaftsstadt nördlich des arktischen Polarkreises. Da ein stillgelegtes Observatorium, hier der Prüfstand für Raketen oder ein ehemaliger Militärstützpunkt mit unterirdischem Bunker. Die verlassene Reststoffhalde für Raketentreibstoff. Weiter eine alte Kohleveredlungsanlage, das Denkmal für die „Eroberer des Weltraums“, von dem längst niemand mehr Notiz nimmt. Dann das aus dem Wasser geborgene Fahrgastschiff „Bulgaria“, ein gespenstischer Anblick in einer Wüste aus Eis. Ein Schaufelradbagger in einem längst geschlossenen Steinbruch, die schwarz abgebrannten Stufen einiger Weltraumraketen, die Hangars auf einem einstigen Testgelände für Biologische Waffen oder das größte dieselbetriebene U-Boot der Welt, jetzt aufgebockt und vor sich hin rostend. Für sein Projekt Restricted Areas ist der Fotograf Danila Tkachenko an die entferntesten Orte Russlands und Kasachstans gereist, die ebenso unwirtlich wie unwirklich und so verlassen erscheinen wie die von Menschenhand geschaffenen Objekte und Gebäude, die er dort vorgefunden und fotografiert hat und die in der Regel unter hüfthohem Schnee begraben waren. Längst aufgegebene, auf ewig verwaiste Symbole, die für einen Zukunftstraum herhalten mussten – und die nun stumme Zeugen davon sind, dass nach dem Erwachen eine raue, kalte Wahrheit ans Licht gekommen war. Die meisten dieser Orte waren bis vor noch gar nicht allzu langer Zeit auf keiner Karte verzeichnet, waren verbotene Stätten eines Fortschritts, der nie eingetreten ist, und sind heute der völligen Bedeutungslosigkeit preisgegeben. Wenn man diese ungemein beeindruckenden Fotografien betrachtet, glaubt man fast, die bohrende Stille zu hören, das flüsternde Zischeln, wenn eine weitere Schneewehe in sich zusammenfällt, dort, wo niemand mehr ist, den das schert.
Einer der außergewöhnlichsten Fotobände der letzten Jahre.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln