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Autor
Tabucchi, Antonio

Für Isabel

Untertitel
Ein Mandala. Aus dem Italienischen von Karin Fleischhanderl
Beschreibung

Der Schriftsteller Waclaw Slowacki macht sich auf die Suche nach einer Frau, die er in jungen Jahren geliebt hat. Isabel Queiroz del Monte war während der Salazar-Diktatur in Portugal im Widerstand, und Slowacki befürchtet, an ihrem Verschwinden schuld zu sein. So sucht er Menschen auf, die sich an Isabel erinnern, und folgt der Spur, die ihm deren Erzählungen weisen.

Auch in seinem letzten, posthum erschienenen Roman ist Tabucchi wieder ein Spiel mit der Wirklichkeit gelungen, in dem alles auch immer anders gewesen sein kann, als es gerade scheint, in dem Melancholie und Humor sich durchdringen und der Leser beglückt alle erzählerische Logik fahren lassen kann.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Hanser Verlag, 2014
Format
Gebunden
Seiten
176 Seiten
ISBN/EAN
9783446244832
Preis
16,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Antonio Tabucchi, geb. am 23. September 1943 in Vecchiano bei Pisa, lebte in Genua und Vecchiano. Er promovierte an der Universität Pisa in moderner Literatur. Er war Ordinarius für portugiesische Sprache und Literatur an der Universität Genua, Leiter des italienischen Kulturinstituts in Lissabon und lehrte an der Universität Siena. Er war Herausgeber der italienienischen Ausgabe der Werke von Fernando Pessoa. Ausgezeichnet mit den wichtigsten italienischen Literaturpreisen, gilt er als einer der interessantesten und bedeutendsten Schriftsteller der jüngeren Generation. Antonio Tabucchi verstarb im März 2012 68-jährig in Lissabon.

Zum Buch:

Der alte Schriftsteller Waclaw Slowacki macht sich auf die Suche nach Isabel, die er in jungen Jahren liebte und die während der Salazar-Diktatur spurlos verschwand. Isabel Queiroz del Monte war im Widerstand, und Slowacki befürchtet, an ihrem Verschwinden – oder ihrem Tod? – schuld zu sein. Nun sucht er jene Menschen auf, die sich an Isabel erinnern, und folgt der Spur, die ihm deren Erzählungen weisen. Ob er dadurch der Wahrheit näher kommt, wird im Laufe seiner Nachforschungen immer unklarer, genauso wie das, was denn die Wahrheit überhaupt sein könnte. Und was soll man von einem Suchenden halten, der als Heimatadresse den Stern Sirius im Sternbild Großer Hund angibt?

Slowacki spricht mit einer Freundin aus Isabels Kindertagen, ihrem alten Kindermädchen, ihrem Gefängniswärter, einem Fotografen, einem dubiosen Dichter. Nach und nach entsteht ein vages Bild von ihr. Eine glückliche Kindheit, der Tod der Eltern, der Weg in den Widerstand. Aber stimmen diese Erinnerungen wirklich, und vor allem, wollen die Personen überhaupt die Wahrheit erzählen? Mal heißt es, Isabel habe im Gefängnis Selbstmord begangen, dann wieder, sie habe sich retten können – je länger Slowacki sucht, umso verworrener werden die Spuren, denen er folgt. Wie in einem Mandala überlagern sich unterschiedlichste Formen und Wege, die alle das Zentrum Isabel umkreisen, doch einen direkten Weg dorthin scheint es nicht zu geben. Aber ist das vielleicht gar nicht wichtig? Genügt es vielleicht, Geschichten zu hören oder zu erfinden, um einem Menschen sein Leben zurückzugeben?

Auch in seinem letzten, posthum erschienenen Roman treibt Tabucchi wieder ein Spiel mit Wirklichkeit und Phantasie, mit Wahrheit und Dichtung, in dem alles auch immer anders gewesen sein kann, als es gerade scheint, in dem Melancholie und Humor sich abwechseln und die Metaphysik von Ironie durchdrungen wird. Wer alle Erwartungen an erzählerische Logik fahren lässt, wird mit einem sprachlich funkelnden Kleinod belohnt, mit einem Fest der Phantasie.

Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt am Main