Zum Buch:
„Es war der teuerste Blumenstrauß, den mir je ein Mann geschenkt hat“, sagt Dalia Gutbauer, einst Mittelpunkt des internationalen Jetsets, jetzt angegraut und in die Jahre gekommen, die in einem leicht angestaubten Luxushotel lebt, dessen Besitzerin sie ist. Dorthin hat sich die millionenschwere Grand-Dame vor vielen Jahren ganz plötzlich zurückgezogen und ab diesem Zeitpunkt an keinem gesellschaftlichen bourgeoisen Ereignis mehr teilgenommen. Die Gründe dafür liegen, wie so vieles um ihre Person, im Dunkeln.
Nun ist ihr jener Blumenstrauß – ein Gemälde von Fantin-Latour – gestohlen worden. Das Bild, Geschenk eines verflossenen Liebhabers und – welche Ironie – vor Jahren ebenfalls mit unlauteren Methoden „besorgt“, hatte seinen angestammten Platz in der von ihr bewohnten vierten Etage des Hotels. Hier war sie zum Zeitpunkt des Diebstahls nur von ihren engsten Vertrauten umgeben. Unerklärlich also, wie dieser Coup gelingen konnte.
In dieser Situation wäre es fatal, die Polizei zu rufen. Ein Fall also für John von Allmen, den Detektiv für abhandengekommene Kunstwerke. Mit seinem ungewöhnlichen Team – dem Diener, Computer- und Finanzgenie Carlos und dessen pfiffige, praktische und als Undercover hervorragend einsetzbare Liebhaberin María – und den noch ungewöhnlicheren Ermittlungsmethoden ist er genau der richtige, um das Bild wieder zu beschaffen.
Der recherchiert denn auch, wenn nicht gerade von einem Verdächtigen nach Biarritz gelockt, überwiegend am Ort des Geschehens. Selbstverständlich stellt ihm das Hotel dafür eine der Suiten zur Verfügung, was dem Lebemann von Allmen bestens gefällt. Schnell findet er heraus, dass auch die wenigen dort festeinquartierten Hotelgäste eng mit Dalia Gutbauer verbunden sind. Über allen schwebt ein Geheimnis, dessen vermeintlicher Dreh- und Angelpunkt das verschwundene Bild ist.
Als Hardy Frey, der greise Dauergast, während des Abendessens eines – wohlgemerkt natürlichen – Todes stirbt, kommt der Fall in Bewegung. Peu à peu entwirrt von Allmen das Beziehungsgeflecht, das Hardy Frey und Teresa Cutress, eine ehemalige, inzwischen geliftete, Schönheit und ebenfalls Hotelgast, mit Dalia Gutbauer verbindet und entdeckt, dass nichts so ist, wie es zunächst scheint.
Gefahrlos verlaufen seine Ermittlungen allerdings nicht. Ein brutaler nächtlicher Überfall setzt ihn, zumindest für einige Zeit, physisch außer Gefecht. Was ihn jedoch nicht daran hindert, die richtigen Schlüsse zu ziehen und die bis dato vollkommen unverdächtige Person als Dieb zu entlarven.
In „Allmen und die Dahlien“ zeigt sich die Leichtigkeit des Seins in ihrer angenehmsten Form. Jedes Wort von Suter prickelt wie Champagner auf der Zunge. Man möchte dabei sein, in das Buch steigen und die in den Kunstraub verwickelten Personen, besonders den Bohemien Allmen, zu den Schauplätzen begleiten. Sich von ihm die Weinkarte und die Feinheiten der internationalen Küche empfehlen und erklären lassen und genauso luxuriös in den Tag hineinleben wie er. Vor allem genauso lässig und selbstverständlich den brisanten Fall lösen und nebenbei in den edlen Bars und Hotels dieser Welt Champagner trinken.
Inhaltlich hält Suter sowieso immer eine brillante Überraschung bereit. Bevor er die Pointen wie Perlen aus der Auster zieht, lässt er den Leser auf den 244 Seiten in seinem raffiniert errichteten Handlungslabyrinth genussvoll herumirren, in dem Wissen, dass der mehr als auf seine Kosten kommt.
Es bleibt die Vorfreude auf Allmens nächsten Fall – schließlich hat er auf der letzten Seite seines Buches schon mal das Amuse Gueule serviert. Eine Flasche Champagner sollte für dieses nächste Lesevergnügen auf jeden Fall kalt gestellt werden. Hoffentlich lässt er uns nicht zu lange warten.
Brigitte Hort, Eitorf – www.hort-pr.de