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Autor
Stegner, Wallace

Die Nacht des Kiebitz

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Chris Hirte
Beschreibung

Ein altes Tagebuch, geschrieben während einer Reise nach Dänemark, das Joe seiner Frau Ruth vorliest, versetzt das Ehepaar zurück in eine Zeit, in der sich das harmonische, ruhige Leben, in dem beide sich über die Jahrzehnte hinweg eingerichtet haben, radikal hätte ändern können. Wallace Stegner hat eine Ehe-Studie voller Ironie, Untergründigkeit und Humor geschrieben. Leise, ironisch, undramatisch und trotzdem voller Spannung.

Verlag
Deutscher Taschenbuch Verlag, 2009
Format
Taschenbuch
Seiten
280 Seiten
ISBN/EAN
978-3-423-24746-7
Preis
14,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Wallace Stegner , 1909 – 1993, aus armen und zerrütteten Verhältnissen stammend, darf als die bedeutendste literarische Stimme des amerikanischen Westens im 20. Jahrhundert gelten. “Zeit der Geborgenheit”, ebenfalls bei dtv erschienen, war sein letzter Roman unter insgesamt achtundzwanzig Veröffentlichungen. Stegner, der sich auch als Biograf, Kritiker, Essayist und Historiker einen Namen gemacht hatte, unterrichtete an verschiedenen Universitäten, unter anderem in Stanford. Zahlreiche Auszeichnungen wie der Pulitzer-Preis (1972) und der National Book Award (1977) neben namhaften anderen Ehrungen belegen seinen Rang als Klassiker der amerikanischen Moderne.

Zum Buch:

Joe Allston, Literaturagent im Ruhestand, und seine Frau Ruth sind an die Westküste Amerikas gezogen. Joe leidet unter einer rheumatischen Arthritis und seine stoische Lebenshaltung, die ihn vor sämtlichen Leidenschaften, die sein Leben hätten in Unordnung bringen können, geschützt hat, droht im kalifornischen Frühjahrs-Dauerregen in eine Depression umzuschlagen. Ruth versucht, ihn zu irgendeiner – ihrer Meinung nach – sinnvollen Beschäftigung zu bewegen, und so schlurft Joe täglich unlustig in sein Büro, um dort Tagebuch zu schreiben. 

Eines Morgens kommt eine Postkarte aus Dänemark, von einer Freundin, die Ruth und Joe vor zwanzig Jahren kennengelernt hatten, als sie nach dem Tod ihres Sohnes, der beim Surfen ertrunken war, dorthin gereist waren. Joe befand sich damals in einer tiefen gesundheitlichen Krise, und da seine Mutter in jungen Jahren aus Dänemark nach Amerika ausgewandert war, hatten sie gehofft, Joe könne in diesem Land seine Kräfte zurück gewinnen. Auch damals hatte Joe Tagebuch geführt, und Ruth überredet ihn nun, ihr allabendlich daraus vorzulesen.  

Was auf der Reise geschah, deren Aufzeichnungen Joe nun Heft für Heft vorliest, bildet den Kern des Romans. Durch die Erinnerung an diese Tage, die skurrilen, poetischen Situationen und Begegnungen, die voller Rätsel waren, gerät das alte Ehepaar in den Sog der Vergangenheit. Nach und nach nähern sich Joes Aufzeichnungen der einen Nacht, die ihr gesamtes Leben hätte verändern können. Parallel zu den Enthüllungen der damaligen Ereignisse entsteht in den Geprächen der beiden Alten das Portrait einer lebenslangen Verbindung, deren Zentrum gerade das Unausgesprochene, das Ungelebte bildet. 

Wallace Stegner beschreibt mit ruhigem Atem und distanziert-ironischem Blick eine lange, äußerlich völlig undramatische Ehe. “Die Nacht des Kiebitz” spielt in nur ein paar Tagen im April, entführt uns aber in ein ganzes Leben. Am Ende bricht die verkrustete Schale dieser liebevollen Ehe auf, und allein die letzten Abschnitte dieses Buches würden es lohnen, den ganzen Roman zu lesen.

Ruth Roebke, Autorenbuchhandlung Marx & Co., Frankfurt