Zum Buch:
Ein echter Lausejunge ist dieser Aron, von dem der Vater sagt, sie hätten ihn besser „Was-hast-du-angestellt” nennen sollen. Als er mit seiner jüdischen Familie im Warschauer Ghetto landet, rettet er sich und die Seinen mehr als einmal mit seinem unüberlegten Wagemut. Doch am Ende bleibt Aron nur noch ein Freund: Janusz Korczak, der das Waisenhaus im Ghetto leitet. Eine unglaublich hoffnungsvolle Geschichte aus dem tiefsten Dunkel des Dritten Reiches.
Hätte der Vater in jenem Sommer 1936 keine Karte von seinem Cousin aus Warschau bekommen, auf der ihm Arbeit in Aussicht gestellt wurde, wer weiß, vielleicht wäre Arons Familie auf dem Land geblieben. So aber ziehen Mutter, Vater, der ältere und der kranke Bruder mit dem achtjährigen Aron in die Zamenhofastraße nach Warschau. Vier Jahre später werden um ihr Viertel herum die Mauern des Judenghettos errichtet, und das Leben wird noch härter, als es bisher schon gewesen ist. Aron tut sich mit anderen Jugendlichen zusammen, die Lebensmittel in das Ghetto schmuggeln. Von Tag zu Tag wird es gefährlicher für Lutek, Boris, Adina, Zofia und Aron. Als Lejkin, Mitglied des jüdischen Ordnungsdienstes, Aron eines Tages erpresst, um an Informationen über Schmuggelwege und Aufenthaltsorte der Schmuggler zu kommen, steht der Junge vor einer Gewissensentscheidung: Soll er seine Freunde oder seine Familie verraten?
Janusz Korczak, den König der Kinder, kennt Aron schon aus Kinderzeiten. Als der Junge völlig allein dasteht, bleibt ihm nur der Weg zum Waisenhaus und zu Korczak. Zwischen dem alten Mann und Aron lebt eine Freundschaft auf, die in tiefstem Verständnis und Vertrauen gründet.
Shepards Holocaustgeschichte entzieht sich der Schwarz-Weiß-Malerei von Gut und Böse. Der Autor überlässt die Stimme des Erzählers einem Kind, einem Jugendlichen, der auf der Suche ist und gleichzeitig getrieben wird von dem Willen, zu überleben und die Seinen zu schützen, sogar vor sich selbst, wenn es schließlich sein muss. Es gibt viel zu schmunzeln, ja, zu lachen in diesem Roman, der eine Zeit wiederauferstehen lässt, in der eigentlich niemand etwas zu lachen hatte.
Susanne Rikl, München