Der Diebstahl ist nicht nur eines der häufigsten Verbrechen überhaupt, sondern er ist eine Tat mit großer Geschichte: Schon Eva eignete sich den Apfel im Paradies auf diese Weise an, der listige Prometheus stahl das Feuer der Götter, der heilige Augustinus beschreibt sich in seiner Autobiografie als einen Dieb, und Jean-Jacques Rousseau folgte ihm darin mit seiner ebenfalls äußerst einflussreichen Autobiografie nach. Immer wieder stehen Diebe in der Literatur und in den Mythen für Neuanfänge und für Emanzipation: Wo gestohlen wird, geschieht eine kleine Rebellion, und es wird eine Ungerechtigkeit ausgeglichen. Während die Mechanismen der ›Gabe‹ im zwanzigsten Jahrhundert intensiv studiert wurden, hat der Diebstahl in den Kulturwissenschaften bisher keine Beachtung gefunden. Andreas Gehrlach zeichnet anhand zahlreicher Beispiele die westliche Kulturgeschichte des Diebstahls von der Antike bis in die postmoderne Philosophie nach.