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Das Meer am 31. August

Autor
Hosemann, Jürgen

Das Meer am 31. August

Beschreibung

Ein einziger langer Tag am Meer. Das Licht. Die vermeintliche Stille. Die Menschen. Das Kommen und Gehen. Erinnerungen. Elegante Abschweifungen. Ein ganzer langer Tag am Meer, von einem geistreichen, aufrichtigen Beobachter geschildert, der seine Emotionen gewandt in Worte zu fassen weiß.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Berenberg Verlag, 2020
Seiten
112
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-946334-82-8
Preis
18,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Jürgen Hosemann, geboren 1967 in Mayen/Eifel, arbeitet nach einer Ausbildung zum Verlagskaufmann und einem Studium der Germanistik als Lektor in Frankfurt am Main. Er ist Herausgeber zahlreicher Anthologien insbesondere zur Reiseliteratur und Mitherausgeber der Werke Wolfgang Hilbigs. »Das Meer am 31. August« ist sein erstes Buch.

Zum Buch:

Der winzige Ort Grado liegt in der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien, an der italienischen Adriaküste. Es ist der 31. August, Punkt 5 Uhr 15, und mit Anbruch des neuen Tages steigt samtweicher Dämmer über dem Meer auf. Die Stille des Morgens ist jedoch trügerisch, ist beschädigt durch fernes Rufen, mechanische Geräusche, Hundegebell. Doch das Dunkel lichtet sich zusehends, zieht sich hinter den Horizont zurück, ist bald nicht viel mehr als eine vage Erinnerung, als sich auch schon der dünne Küstensaum auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht aus dem Halblicht schält. Was zuvor nur Schemen, nur missverständliche Ahnung war, verdichtet sich, ist im nächsten Moment, ohne erkennbaren Übergang, wie mit dem Lienal gezogen. Dann ist das Meer da, und von Triest kommend gleitet ein Schiff zurück in die Nacht.

Der Lektor und Herausgeber Jürgen Hosemann ist mit Frau und Tochter im oben genannten Küstenort Grado im Hotel Eliani zu Gast. Er beschließt, bei Morgengrauen allein an den Strand zu gehen und zu beschreiben, was er an Sinneserlebnissen in sich aufnimmt. Doch irgendwie beginnt der Morgen anders als erwartet, die erhoffte Stille will sich partout nicht einstellen, und diese Diskrepanz weckt eine Unsicherheit in ihm, die sich erst mit den kommenden Stunden legt.

Hosemann ist es bei seinen Beobachtungen nicht daran gelegen, sich zu sehr in Details zu verlieren; eher erfährt er die unmissverständlichen Veränderungen ringsum als Emotionen, die er begierig aufsaugt, deutet, wieder freigibt. Seine Gedanken gehen dabei fließend ineinander über, überlappen sich, springen weiter, und stets ist seine Sprache sensibel und ehrlich, einfühlsam und ernsthaft, von einer Art, die dieses kleine Buch zu einem großen Erlebnis macht.

Er beschreibt das Licht ebenso wie die Menschen, die Frühaufsteher, die Touristen, Badegäste, zudem schildert er Begebenheiten aus dem Leben des Dichters Biagio Marin, eines berühmten Sohns der Ortschaft Grado („Das Meer, schreibt Biagio Marin, ist in den Dichtern.“), erinnert an den Geburtstag des Dichters und Schriftstellers Wolfgang Hilbig (31. August 1941), dessen Werk er einst mitherausgegeben hat, schweift ab, glaubt kurz eingenickt zu sein, fängt sich wieder. Und doch ist es immer das Meer und nochmals das Meer, das ihn fesselt, die Brandung, das Gleißen. Bis sich der Tag viel zu abrupt seinem Ende zuneigt, einem anderen Morgen entgegen. Einem anderen Tag am Meer.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln