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Es gibt keine Wale im Wilmersee

Autor
Dürrschmidt, Laura

Es gibt keine Wale im Wilmersee

Untertitel
Roman
Beschreibung

Plötzlich ist sie da, die Unbekannte: Eine junge Frau, Jora nennt sie sich. Mit ihr kommt in Laura Dürrschmidts Debütroman etwas ins Haus, das seinen Bewohnern lange fremd war. Nach dem Verlust eines Familienmitgliedes in jungen Jahren hatten sie sich dort in einem Dorf eingerichtet in ihrem Schmerz. August, Ingrid, die namenlose Erzählerin, deren Vater und Mutter, alle hatten ihn nie verarbeitet.

Laura Dürrschmidt hat mit Es gibt keine Wale im Wilmersee einen feinen Roman über die Bewältigung von Verlust, Angst und Trauer geschrieben.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Ecco Verlag, 2021
Seiten
288
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-7530-0006-0
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Laura Dürrschmidt, geboren 1994 in Seligenstadt am Main, studierte Buchwissenschaft und British Studies in Mainz, wo sie sich auf Typographie spezialisierte. 2020 wurde sie beim jungen Literaturforum
Hessen-Thüringen ausgezeichnet und nahm mit Es gibt keine Wale im Wilmersee an der Romanwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung in Edenkoben teil. Laura Dürrschmidt lebt in Offenbach.

Zum Buch:

Plötzlich ist sie da, die Unbekannte: Eine junge Frau, Jora nennt sie sich. Mit ihr kommt in Laura Dürrschmidts Debütroman etwas ins Haus, das seinen Bewohnern lange fremd war. Nach dem Verlust eines Familienmitgliedes in jungen Jahren hatten sie sich dort in einem Dorf, irgendwo an einem See, dem Wilmersee, eingerichtet in ihrem Schmerz. August, Ingrid, die namenlose Erzählerin, deren Vater und Mutter, alle hatten ihn nie verarbeitet. Ihre Reaktionen sind gezeichnet von Dysfunktionen, sie sind Wut, Flucht, Schweigen.

All dies passt so gar nicht zu Jora. Sie ist neugierig, stellt Fragen, lässt sich von der Befangenheit der Familienmitglieder und vor allem vom Schweigen der Erzählerin nicht beeindrucken und bringt die festgefahrenen Strukturen durcheinander. Wenn sie der Erzählerin bei ihrer allerersten Begegnung im Laden zur Seite springt, als diese drangsaliert wird, wenn sie neue Perspektiven eröffnet auf die Vergangenheit beim Zusammensitzen auf der Veranda oder auch wenn sie in den tabuisierten Schuppen des Vaters vordringt, gänzlich unbelastet: Immer zeigt sie Grenzen auf und überschreitet sie zugleich, sorgt sie für neue Perspektiven und findet so nach und nach einen Zugang ins Innere des familiären Traumas.

Laura Dürrschmidt hat damit einen feinen Roman über die Bewältigung von Verlust, Angst und Trauer geschrieben. Geschickt leistet sie dies über die Schilderung der vorsichtigen Annäherungsversuche von Jora und der Erzählerin, die im Aushandeln des Sagbaren zutiefst Menschliches aufblitzen lassen: Wie lässt sich die Tiefe der menschlichen Seele in Worte fassen, wie lässt sie sich in ihrer Komplexität, durch Verletzungen geformt oder vielleicht verformt, anderen erfahrbar machen? Der Autorin gelingt es dabei durch die poetische Qualität ihrer Sprache, solche Regungen literarisch abzubilden. Sie nähert sich auf diese Weise dem ansonsten Unaussprechlichen.

Max Eisenbarth, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt