Eine wissbegierige Maus, die viel liest. Und zwar in den Büchereien der Menschen. Eine Maus, die bald feststellen muss, dass ihre Artverwandten, um den neu erfundenen Schlagfallen zu entgehen, verschwunden sind. Nach Amerika. Nur, wie kommt man dahin? Der erste Flug einer erfindungsreichen Maus, eine Geschichte, dargestellt in unvergesslichen Bildern, die den Leser nicht mehr loslässt. Ein wahres Kunstwerk. Nachhaltig. Empfehlenswert. Preisgekrönt. Ein Muss. Und mehr noch.
(ausführliche Besprechung unten)
Es gibt Bücher, die sind wie Kunstwerke. Es gibt Bücher, die sind wie Geschenke an den Leser. Dieses Buch hier ist beides. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, die Geschichte geht einem ans Herz. Man fühlt sich ein wenig an Shaun Tan erinnert, ja, das kommt wohl ungefähr hin, aber das, was Torben Kuhlmann hier als Debüt geschaffen hat, braucht eigentlich keinen Vergleich; im Gegenteil, irgendwann wird man andere Bücher mit denen aus Kuhlmanns Feder messen und vergleichen. Man wird nur gezwungen sein, auf das nächste Kunstwerk dieses Könners warten zu müssen. Und das brennt einem dann unter den Nägeln. Man ist gierig danach. Man will mehr. Und dann noch mehr.
Hamburg. Ende der zwanziger Jahre. Da ist diese Maus, clever und wissbegierig, die, wo immer sie kann, die Bücher der Menschen liest, nachts, heimlich. Eines Abends kommt sie von einem ihrer Streifzüge zurück und muss feststellen, dass ihre Schwestern und Brüder fort sind, wie verschwunden. Und erst als sie in der Zeitung von dieser neuen Erfindung liest, diesen mit Käse bestückten Fallen, die die Menschen sich ausgedacht haben, ahnt sie, wohin ihre Freunde sich geflüchtet haben können. Denn auch sie hat von diesem fernen Ort gehört, Amerika, von dem es heißt, eine haushohe Statue würde mit hoch gestrecktem Arm alle Neuankömmlinge willkommen heißen. Egal ob Mensch oder Maus.
Nur – wie kommt man nach Amerika?
Da sieht sie eines Nachts einen Schwarm Fledermäuse, fliegende Verwandte, die mit breiten Schwingen in höchsten Höhen über die Dächer der Menschenhäuser ziehen, und sie fasst einen Plan. Fliegen. Das muss es sein. Fliegen wie Vögel. Und sogleich macht sie sich an die Arbeit. Erfindet eine Flugmaschine. Erste Versuche scheitern. Sie gibt nicht auf. Und dann ist es soweit. Sie fliegt. Sie fliegt wirklich.
Dieses Bilderbuch ist, um es mit einem Wort zu beschreiben, schön. Wirklich und richtig schön. Die Bilder dazu wird man bestaunen. Sich nicht satt sehen können. Die Texte wird man in sich aufnehmen. Im Herzen aufnehmen. Solch ein Buch ist ein Kunstwerk. Ein Geschenk an sich selbst. Ob jung, ob älter. Man wird sich schwer tun, es aus der Hand zu legen. Obwohl man es sofort herumreichen möchte: Hier, schaut, seht euch das hier mal an, ist das nicht schön? Übertrieben? Und wenn schon. Sie werden wissen, was ich meine. Mein Rat: Gehen Sie in den nächsten Buchladen Ihres Vertrauens und sehen Sie sich das hier an. Sie werden es lieben.
Mehr gibt es nicht zu sagen. Ein Kunstwerk. Ein Geschenk.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln
