Zum Buch:
Christa Wolf erinnert sich, sie blickt zurück auf ihr Leben und dabei auf die drei deutschen Staats- und Gesellschaftsformen, die sie erlebt hat. Vor allem geht es ihr um das Nicht-Vergessen von Krieg, Faschismus, Verlust und deutsche Teilung. Dass sie vergessen könnte, für die Stasi gearbeitet zu haben, lässt ihr keine Ruhe. Ihre Erklärungssuche ist beeindruckend. Es geht ums Ganze, die Verwerfungen einer Epoche und ihre Biographie. Mal virtuos erzählend, mal sachlich, wandert sie durch ihr Leben und das 20. Jahrhundert. Dabei ist es ein Roman, aber die Hauptfigur ist leicht verwechselbar mit der Autorin. Ihr Erzählton, dem ein feiner Humor unterlegt ist, nimmt gefangen. Ihrer Stimme ist ihr Alter anzuhören – immerhin wurde sie 1929 geboren. Manchmal möchte man ihr einen Tee anbieten, um ihre Anstrengung zu lindern. Allerdings ist “Stadt der Engel” alles andere als ein Alterswerk. Es ist eine großartige Reflexion einer wichtigen Autorin, die uns noch Einiges zu sagen hat.
Doris Claus, Buchladen in der Osterstraße, Hamburg