Zum Buch:
101 Mikromärchen, Fabeln, Legenden, in denen viel erzählt und wenig festgeschrieben wird, ruhig und doch bunt ist die Sammlung: Jeder der gleich langen Texte hat eine neue Farbe, ein anderes Timbre, doch eines haben sie alle gemeinsam: sie feiern das Leben! Ganz recht, Sie sollen an die Märchen aus 1001 Nacht denken, die die Prinzessin einst vor dem Tod erretteten, an das Erzählen, das Leben gebiert. Robert Schneider, berühmt geworden durch den Roman Schlafes Bruder, hat in den letzten15 Jahren nichts veröffentlicht. In seinem Buch ohne Bedeutung umkreist er jetzt die ganze Welt, trägt Lesende vom Staudenbeet im Irgendwo nach New York, von der blühenden Frühlingsweise nach Fès, vom Sandstrand nach Weimar, in eine Bank, ins Amt, in eine Buchhandlung, die gerade aufgelöst wird.
„Der Traum der Ringelwürmer“ ist ebenso menschlich wie „Der Kanzler und das Mädchen“ erschütternd, die insgeheime Erleichterung über die Existenz eines verräterischen Ringes fährt jäh durch das Herz wie die Freude über den Neubeginn in „Heimweh daheim“. Von dem aufregenden Fund eines Augenzeugenberichts zur Uraufführung der Bachschen Matthäuspassion (erwarten Sie nicht das Falsche!) über den Tod einer Fliege durch eine gewöhnliche Fliegenklatsche (auch hier wird die Pointe Sie überraschen) bis zu dem erlösenden Verlust eines kleinen Brillanten: Schein und Sein, Außen und Innen, Mut zum Glück, Sinn und Grenzen des Ausdrucks, Ernüchterung und Erhebung – alles steckt in diesem Buch mit dem bescheidenen Titel.
Wenn man einige der Geschichten hintereinander gelesen hat, aus purer Lust an der sprachlichen Perfektion, bleibt nur eins: sich ans Fenster stellen, den Himmel betrachten, zur Ruhe kommen. Zeit als Lebenszeit begreifen, Sinn in der Freude am Unsinn finden und dann doch irgendwann (weil man nicht anders kann) wieder zurückkehren und noch eine lesen, nur eine! Diese eine aber ganz gewiss … Susanne Rikl, München
Susanne Rikl, München