Zum Buch:
Mehr als 60 Jahre ist es her, dass Ezio seine große Liebe gefunden hat. Mehr als 60 Jahre, dass er sie zum letzten Mal gesehen hat. Dann trifft ein Brief von ihr bei Ezio ein. Und er macht sich am Tag darauf auf den Weg von Südtirol nach Apulien. Eine Novelle, die ein ganzes, nein, zwei ganze Leben umfasst und in einer Umarmung endet.
Sie hieß Giovanna und trug den ersten Bikini, den Ezio und sein Bruder Alberto am Strand von San Cataldo je zu Gesicht bekommen hatten. Im Sommer 1945 lernten sie sich kennen, die dunkelhaarige Schöne aus der Familie Berlucchi, älteste Tochter von fünfen, und Ezio Ortolani, der Giovannas Bauchnabel vor seinem jüngeren Bruder küsste. Einen Sommer lang liefen Giovanna und Ezio gemeinsam fünf Viertelstunden bis zum Meer. Sie liebten sich in Sandmulden, tauchten im Meer um die Wette. Am Ende des Sommers wird Ezio Giovanna zum zweiten Mal einen Heiratsantrag machen, er wird ihn mit dem Finger in den Sand schreiben.
Ezio Ortolani ist 84 Jahre alt, als Giovannas Brief bei ihm eintrifft. Er ist allein, hat nie geheiratet, hat Giovanna nie vergessen. Am nächsten Tag fährt er mit dem Adige, dem durchgehenden Zug, von Bozen nach Lecce. Die Stationen auf der Strecke werden zu Stationen ihrer beider Leben. Ezio braucht 10 Stunden und vier Minuten, um in seine Jugend zurückzukehren. Zu seiner Geliebten, die auf dem gleichen Bahnsteig auf ihn wartet, auf dem sie sich vor 62 Jahren trennten. Wenn 700 Jahre vergehen können, während ein junges Paar am Strand nebeneinander liegt und in den Himmel schaut, was sind dann 60 Jahre bis zum Wiedersehen?
Lesen, riechen, schmecken kann man die Worte und Sätze dieser Novelle. Und die Zeit wird in dieser Geschichte zu einer Wolke, die sich verdichtet, auflöst, fortweht.
Susanne Rikl, München