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Autor
Koe, Amanda Lee

Ministerium für öffentliche Erregung

Untertitel
Storys. Aus dem Englischen von Zoë Beck.
Beschreibung

Amanda Lee Koes Stories sind ein Kaleidoskop von Erfahrungen, die sich als weiblich bezeichnen lassen. Auch unabhängig von biologischen Geschlechtern. Sie thematisieren Machtverhältnisse von Beziehungen und Begehren, von Freundschaft und Gesellschaft. Immer scheint es darum zu gehen, Szenen, die alltäglich scheinen, Geschichten, die einem schon irgendwie bekannt vorkommen, noch einmal zu erzählen und die ihnen enthaltene Brutalität und Grausamkeit sichtbar zu machen. Diese kann in einem Blickwechsel plötzlich genauso aufscheinen wie in einer Vergewaltigung.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
CulturBooks Verlag, 2016
Format
Gebunden
Seiten
240 Seiten
ISBN/EAN
978-3-95988-018-3
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Amanda Lee Koe lebt in Singapur und New York. Sie arbeitet als Herausgeberin ihres eigenen Literaturjournals Ceriph sowie als Literaturredakteurin für den Esquire. 2013 war sie Honorary Fellow des Iowa International Writing Program. Die im gleichen Jahr erschienene Kurzgeschichtensammlung »Ministerium für öffentliche Erregung« (Original: »Ministry of Moral Panic«) erhielt 2014 den Singapore Literature Prize for English Fiction, 2016 den Singapore Book Award for Best Fiction, stand auf der Longlist für den Frank O’Connor International Short Story Award 2014 und wurde unter die 10 besten englischen Bücher Singapurs der letzten 50 Jahre gewählt. Texte von Amanda Lee Koe sind in Magazinen in Hongkong, den USA und Deutschland erschienen.

Zum Buch:

Der androgyne Marl trifft nach zwanzig Jahren auf einen seiner Mobber aus der Schulzeit und verbringt die Nacht mit ihm. Eine junge Frau findet in ihrer Anstellung als Haushaltshilfe vermeintlich doch noch zu ihrem Ideal und kümmert sich um die Lage des Haushalts auf die gleiche stille Weise wie um das Begehren des Mannes.

Amanda Lee Koe gelingt es in ihren Geschichten ein ebenso realistisches und einfühlsames wie erschreckendes Bild weiblicher Realitäten zu zeichnen. Am aufwühlendsten bleibt dabei der große Abstand, der zwischen dem Titel des Erzählbandes und dem Ton der Erzählungen selbst besteht: die öffentliche Erregung – the moral panic, wie es im Originaltitel heißt – bleibt aus. Die teilweise grausamen Schicksale der Personen werden entweder nicht zur Kenntnis genommen oder aber als hinnehmbar akzeptiert. Es sind Geschichten voller Einsamkeit, Sehnsucht, konstanter Selbstzügelung und Unterwerfung, die ihre Spannung daraus beziehen, dass sie sich in einem unaufgeregten Tonfall allesamt quasi selbst zum Schweigen bringen, sich auflösen, weil sie angeblich nicht der Rede wert sind.

Dennoch liegt in diesen Erzählungen weder Zynismus noch Empörung im eigentlichen Sinne. Sie zeichnen sich durch eine geradezu unheimlich genaue Beobachtungsgabe aus. Die Sprache ist präzise, die Situationen sind sehr genau durchkomponiert; ohne dabei distanziert zu sein und an Eindringlichkeit zu verlieren. Amanda Lee Koe wurde bereits mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet, zuletzt kam sie auf Platz 1 der LitProm-Bestenliste “Weltempfänger”. Und das sehr verdient. Diese junge Autorin ist ein Ausnahmetalent, das wahrzunehmen und weiterzuempfehlen sich lohnt.

Theresa Mayer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt