Jedes Jahr wird eine große Anzahl Menschen begraben, ohne dass irgendjemand davon Notiz nimmt. Beim Projekt “Das einsame Begräbnis” schreiben renommierte Autorinnen und Autoren für Menschen, die vereinsamt gestorben sind, anhand einer Recherche ein persönliches Gedicht und tragen dieses während des Begräbnisses vor – weil sie daran glauben, dass niemand einfach so begraben werden darf. Es ist ein letzter Gruß an Menschen, deren Leben zumeist aus der Bahn geriet.
Dichter sind weder Sozialarbeiter noch Sterbebegleiter, aber sie können die Aufmerksamkeit für den Tod einsamer Menschen verändern. Indem Gedichte entstehen, die die Existenz eines Menschen bekräftigen. Das einsame Begräbnis ist ein literarisches und soziales Projekt, das von der Idee einer solidarischen Gemeinschaft ausgeht, in der wir Verantwortung füreinander haben, über den Tod hinaus. Die Gedichte und Reportagen berühren, weil sie anhand von Extremsituationen menschlichen Lebens und Sterbens grundsätzliche Fragen aufwerfen, aber auch, weil sie am Umbruch einer Sterbe- und Bestattungskultur stehen, die häufig nicht mehr auf den traditionellen Säulen Familienzusammenhang und Kirche ruhen kann.
“Das einsame Begräbnis” wurde im November 2002 von dem in Amsterdam lebenden Dichter F. Starik (geb. 1958) initiiert. Analog dazu gründete Maarten Inghels (geb. 1988) im Oktober 2010 ein gleichnamiges Projekt in Antwerpen. Aus den bisher 300 »einsamen Begräbnissen« präsentiert unser Auswahlband 32 Beispiele mit Prosatexten (Reportagen, Essays) und Gedichten. 20 der bedeutendsten Lyriker aus den Niederlanden und Flandern sind als »Dichter vom Dienst« vertreten.
(Klappentext)