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Autor
Waberer, Keto von

Seltsame Vögel fliegen vorbei

Untertitel
Beschreibung

Keto von Waberer erzählt von einer – ihrer? – Kindheit. Angefangen von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis zu den Wirtschaftswunderjahren, von frühesten Erinnerungen bis zur ersten Liebe. Mit großer Leichtigkeit und Poesie, Genauigkeit und Mitleidlosigkeit beschreibt die Autorin die Welt eines Kindes konsequent aus dessen Sicht.

Verlag
Bloomsbury Verlag, 2011
Format
Gebunden
Seiten
221 Seiten
ISBN/EAN
9783827009951
Preis
19,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Keto von Waberer, geboren 1942 in Augsburg als Tochter einer deutschen Mutter und eines bolivianischen Architekten, verbrachte ihre frühe Kindheit in Alpbach, Tirol, studierte Architektur in München und Mexiko. Seit 1998 hat sie einen Lehrauftrag für Creative Writing an der Hochschule für Film und Fernsehen, München. Sie hat als Architektin, Übersetzerin, Journalistin und Schriftstellerin gearbeitet. Neben vielen Erzählungsbänden wie “Fischwinter”, “Der Schattenfreund”, “Das Weiß im Auge des Feindes” erschien der Roman “Blaue Wasser für eine Schlacht”. Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Keto von Waberer lebt heute als freie Schriftstellerin in München.

Zum Buch:

Es ist die Zeit unmittelbar nach Kriegsende. Die Ich-Erzählerin lebt mit der Mutter und der älteren Schwester auf dem Land. Sie sind Städter, die in die Berge geflohen sind. In eine ihnen fremde, archaische Welt. Arm sind sie, ihr Kontakt beschränkt sich auf die Bauern und Knechte der unmittelbaren Umgebung, manchmal fahren sie in die Stadt. Es gibt wenig mitgebrachtes Spielzeug, die Bücher der Mutter, eine Katze, die Natur und die eigene Phantasiewelt. Selten kommt der Vater.

Später zieht die Familie in die Stadt. Der Vater ist Architekt, materiell geht es mit der Familie aufwärts. Die Erzählerin geht zur Schule, hat ihre Freundinnen und erlebt am Ende die erste Verliebtheit. Aus einem eigenwilligen Kind ist ein rebellischer Teenager geworden. Es ist eine ganz normale Kindheit voller Phantasie und Zauber, aber auch Entzauberung und Nüchternheit, ohne größere Katastrophen oder Traumata.

Trotzdem ist das Buch etwas Besonderes, denn die Autoren erzählt in einer wunderbaren Sprache. Nie ist sie schlauer, als es ihre Ich-Erzählerin ist. Nie reflektiert sie deren Handlungen oder Denken aus der Sicht einer Erwachsenen. Alles ist, wie es ist, nichts wird idyllisiert oder psychologisiert: die Freuden und die Schrecken des Lebens in den Bergen, der Umzug in die zerstörte Stadt, die Armut und der beginnende Wohlstand, die Beziehung zur Schwester und ihre Kinderfreundschaften. Die Liebe zur Mutter und die Anbetung des strengen Vaters werden mit der gleichen Selbstverständlichkeit erzählt wie die Beobachtungen aus der Erwachsenenwelt mit ihrer Doppelmoral. Die Autorin zeigt, wie viel Kinder von ihrer Umgebung mitbekommen und wie vorurteilslos sie sie betrachten: Kummer, Grobheiten und Sexualität genauso wie Großzügigkeit und Liebe. Keto von Waberer hat einen ganz eigenen Tonfall für ihre Geschichte gefunden. Die liest sich leicht und luftig und ist doch ganz hintergründig und weise.

Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co., Frankfurt