Die Demokratie, die repräsentative Politik steckt in einer Krise. Eine stetige Entpolitisierung ist zu beobachten; das Interesse an Wahlen, an Parteien und Politikern und an der Politik geht rapide zurück. So wird es oft dargestellt – Simon Tormey hat eine andere Interpretation.
Demokratische Repräsentation war ein Produkt der nationalstaatlichen Modernisierung. Die neue post-repräsentative, anti-politische Politik entspricht der individualisierten, von multiplen Identitäten und komplexen Geografien, von Migration, Globalisierung und vielschichtigen Souveränitäten, von staatlichen und nichtstaatlichen Machtquellen bestimmten Welt, in der sich die Demokratie nun einrichtet. Da das Vertrauen in althergebrachte Institutionen erschüttert ist, bleibt die repräsentative Demokratie zwar bestehen, wird aber um- und ausgebaut, sie wird »demokratischer«. Wir sind in eine Zeit des Rollenwandels der Parteien und der Politiker eingetreten, in der repräsentative Institutionen weiterhin neben neuen, durch soziale Medien schnell zusammenfindenden und den unterschiedlichsten Bedürfnissen eine Stimme gebenden bürgerschaftlichen Initiativen stehen, die auf unmittelbare politische Resonanz, auf Kontrolle und Korrektur von politischen Entscheidungen hinwirken.
Die Bürgerinnen und Bürger sehen sich zunehmend selbst als Hauptakteure der Politik, was das Ende der repräsentativen Politik sein könnte, wie wir sie bisher kannten. Gleichzeitig aber entwickeln sich aktuell aufregende neue Formen des politischen Engagements und damit auch Chancen auf eine grundlegende Erneuerung der Demokratie.
In diesem provokativ-anregenden Buch ergründet Simon Tormey die gegenwärtigen Veränderungen, indem er ein vielfältiges Tableau von Beispielen betrachtet, von der Situation in Griechenland und den Protesten in Spanien, Brasilien und der Türkei, bis hin zu der Entstehung neuer Initiativen wie Podemus, Anonymous und Occupy.
(Klappenterxt)
