Die Einführung der harmonisierten, probabilistischen Leckrechnung in 2009 [SOLAS II-1, Part B-1] und der "Safe Return to Port" Regeln in 2010 haben zu einer neuen Bewertung des Sicherheitsniveaus von beschädigten Fahrgastschiffen geführt. In diesem Zusammenhang gewinnt die zeitabhängige Betrachtung der Leckstabilität zunehmend an Bedeutung da die Bewertung von Zwischenflutungszuständen für Passagierschiffe vorgeschrieben ist. Weiterhin können die Safe Return to Port\ Regeln im Schadensfall eine Bewertung der Evakuierungszeit erfordern, falls eine sichere Rückkehr in den nächsten Hafen nicht mehr möglich ist. Des Weiteren haben Studien wie die der European Maritime Safety Agency (vgl. Valanto and Friesch (2009)) gezeigt, dass das Sicherheitsniveau von RoRo-Fahrgastschiffen nach der harmonisierten Leckrechnung deutlich geringer ist als nach der SOLAS 90 in Kombination mit dem in Europa verbindlichen Stockholmer Abkommen (EC-Directive 2003/25/EC), da große Wassermengen auf Fahrzeugdecks nicht mehr explizit behandelt werden. Zudem hat der Unfall der COSTA CONCORDIA gezeigt, dass eine Flutungsrechnung an Bord notwendig ist um den Schadensfall richtig einschätzen zu können. Im Forschungsvorhaben LESSEO wurden Methoden zur zeitabhängigen Betrachtung der Leckstabilit hat entwickelt und mit einer Modellversuchskampagne validiert. Die Methoden wurden des Weiteren zur Unfallanalyse von Fahrgastschiffen angewendet um Hauptversagensmechanismen abzuleiten. Auf Basis der erzielten Erkenntniss wurde ein Vorschlag zur Verbesserung des Sicherheitsniveaus von RoRo- Fahrgastschiffen entwickelt, der in die bestehenden Vorschriften integriert werden kann. Dieser Vorschlag wurde auf Schiffsentwürfe der FSG angewendet um das erzielte Sicherheitsniveau zu validieren.