Zum Buch:
Neben dem jungen Ernest Hemingway gab es noch einen weiteren, ebenfalls stimmgewaltigen Kriegsreporter, der ab September 1944 für die Dauer eines halben Jahres nach Belgien abkommandiert wurde, um dort mit den US-amerikanischen Truppen über die Grenze in Deutschland einzumarschieren. Sein Name war W.C. Heinz, und auch wenn dieser Name kaum jemandem außerhalb der USA etwas sagt, so gilt er dort auch heute noch als Legende, und das nicht allein wegen seines Mitwirkens an dem erfolgreichen und für das Kino (und später fürs Fernsehen) adaptierten Antikriegsromans MASH.
Heinz’ Depeschen aus Verviers, dem Hürtgenwald, Aachen oder Köln beschäftigen sich zwar notgedrungen mit den Widrigkeiten und Gefahren, welchen die Truppen ständig ausgesetzt sind. Doch behandelt er seine Themen weniger aus der Warte eines rein objektiven Beobachters, der nur beschreibt, was er sieht und was wohl jedem dringlich und interessant genug erscheinen mochte, in einer Meldung erwähnt zu werden. Vielmehr empfindet er sich als Teil der Gemeinschaft, deren Sorgen und Leid er ebenso nachvollziehen und mitempfinden kann wie die kleinen Freuden und unvorhergesehenen Glücksfälle, ohne die eine gut erzählte Geschichte nicht auskommt. Dass das Tragische wie auch manches Mal das Tragikkomische dabei die Oberhand behält, ist angesichts der Schauplätze, an denen Heinz sich aufhält, nicht verwunderlich. Was man hingegen völlig vermissen wird, sind Heldengeschichten. Und wenn überhaupt, dann liest man von den kleinen, alltäglichen und namenlosen Heldentaten, die von den großen und schillernden an den Rand gedrängt wurden. Und gerade diese persönlichen Nebenschauplätze, diese vom Weltgeschehen überrannten Einzelschicksale sind es, welche dieses Buch zu einem wahren Kleinod machen, das bereits das Können des späteren Romanautors verrät.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln