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Autor
Kalisa, Karin

Radio Activity

Untertitel
Roman
Beschreibung

Nora Tewes hat die perfekte Radiostimme. Als Holly Gomighty holt sie mit ihren beiden alten Schulfreunden Tom und Grischa in dem neu gegründeten lokalen Radiosender »Tee und Teer« auch die Arbeiter auf den Schiffswerften mit ins Boot. 100,7, das ist ab sofort der angesagte Kanal an der Nordsee. Doch Nora hat nicht ohne Grund ihre Karriere als Tänzerin in New York aufgegeben. In ihr schwelt ein kaltes Fieber, es gilt, ein altes Verbrechen zu sühnen …
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Verlag C.H.Beck, 2019
Format
Gebunden
Seiten
351 Seiten
ISBN/EAN
978-3-406-74093-0
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Karin Kalisa, ausgebildet in Japanologie und Sprachphilosophie, lebt in Berlin. Ihr Debütroman “Sungs Laden” (2015) stand 36 Wochen lang auf der Bestsellerliste und wurde in mehrere Sprachen übersetzt.

Zum Buch:

Nora Tewes hat die perfekte Radiostimme. Als Holly Gomighty holt sie mit ihren beiden alten Schulfreunden Tom und Grischa in dem neu gegründeten lokalen Radiosender »Tee und Teer« auch die Arbeiter auf den Schiffswerften mit ins Boot. 100,7, das ist ab sofort der angesagte Kanal an der Nordsee. Doch Nora hat nicht ohne Grund ihre Karriere als Tänzerin in New York aufgegeben. In ihr schwelt ein kaltes Fieber, es gilt, ein altes Verbrechen zu sühnen …

Bei »Tee und Teer« passt wirklich alles, die Zusammensetzung des Teams, zu dem auch der Tunesier Djamil Nizar als Tontechniker stößt, der Musikmix – Sweet Home Alabama von Elvis nach einem Ave Maria von der Callas gefolgt von Gershwins I got Rhythm –, die politischen Themen, die lokale Werbung. Das GPS-Quiz mit Livesendung aus einem alten Teerkocher kommt in der Region besonders gut an. Und genau das will Nora nutzen, um den Mann zu bestrafen, dessen Opfer ihre Mutter – aber nicht nur sie – als Kind geworden ist. Auf dem Sterbebett hat Annabel Tewes zu sprechen begonnen, über den Apotheker, der ihr Nachhilfestunden in Latein gab und sie auf seine Bibliotheksleiter steigen ließ, sie war erst zehn Jahre alt, damals.

Als Nora nach dem Tod der Mutter Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs erstattet, erhält sie nach kurzer Zeit den erschütternden Bescheid, dass diese Tat schon lange verjährt sei.
Diese Ungeheuerlichkeit, einen Menschen, sein ganzes Leben und sein familiäres Umfeld so versehren zu können, ohne dafür vor Gericht gestellt zu werden, lässt Nora nach Wegen suchen, wie sie den Mann strafen kann, wenn die Gesellschaft als solche es schon nicht tut. Ob sie dabei in Teufels Küche kommt, ist ihr egal, auch den Radiosender würde sie opfern, aber in buchstäblich letzter Minute findet Rechtsreferendar Simon einen anderen Weg, auf diesen unglaublichen gesellschaftlichen Missstand aufmerksam zu machen.

Radio Activity, der Titel dieses Romans – der sich übrigens so spannend liest wie ein Krimi – steht zum einen für Karin Kalisas große Passion, das Radiohören. Ohne Weltempfänger zu verreisen käme ihr wohl nicht in den Sinn. Gleichzeitig schwingt die Assoziation der Verseuchung, der radioaktiven Strahlung, in diesem Wortspiel mit, ein Bild für die tickende Zeitbombe, den Supergau, den eine solche Tat in einem Menschen anrichtet. Verbrechen mit Langzeitwirkung, die das öffentlich-rechtliche System der Justiz zur Wahrung des Rechtsfriedens verjähren lässt: Kann eine Gesellschaft sich so was leisten?

Susanne Rikl, München