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Autor
Kappacher, Walter

Der Fliegenpalast

Untertitel
Roman
Beschreibung

August 1924: Der alternde Schriftsteller H. kehrt an einen Ort seiner Kindheit zurück – nach Bad Fusch in den Salzburger Bergen.

Verlag
Deutscher Taschenbuch Verlag, 2010
Format
Taschenbuch
Seiten
176 Seiten
ISBN/EAN
978-3-423-13891-8
Preis
8,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Walter Kappacher, geboren 1938 in Salzburg. Seit 1978 freier Schriftsteller. Lebt in Obertrum bei Salzburg. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Hermann-Lenz-Preis 2004, Großer Kunstpreis des Landes Salzburg 2006; Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Zuletzt erschienen: ›Selina oder das andere Leben‹ (2005) und ›Hellseher sind oft Schwarzseher‹ (2007) und ›Der Fliegenpalast‹ (2009). Walter Kappacher erhält 2009 den Georg-Büchner-Preis.

Zum Buch:

Zu seinen besonderen Freuden gehöre es, so schrieb Hugo von Hofmannsthal am 27. Juni 1896 aus Bad Fusch an Artur Schnitzler, sich „das Leben meiner Freunde merkwürdig und schön vorzustellen“. Im Sommer 1924 kehrt Hofmannsthal an den Kurort unweit von Zell am See zurück.

Walter Kappacher leiht in dem Roman „Der Fliegenpalast“ Hofmannsthal seine erzählerische Stimme, die von den Tagen in Fusch berichtet. Das Genre heißt „biographische Fiktion“, es gehört zu den heikelsten der Literatur. Doch Kappacher macht nicht „gut Freund“ mit Hofmannsthal. In seiner akribisch recherchierten und leichthändig gestalteten Geschichte überlagert sich die reale mit der literarischen Figur „H“ scheinbar bruchlos, ohne dass der Autor die Distanz gegenüber Hofmannsthal verliert. Kappacher komponiert aus den Betrachtungen von „H“ jenes „Große Welttheater“, von dem der Erzähler gen Ende spricht: Die intellektuelle Topographie der Habsburger Monarchie erscheint im Licht ihres Verfalls, Hofmannsthals Schaffenskrise zeigt sich ebenso als Symptom einer Gesellschaftskrankheit wie Inflation, politische Wirren und die Einsamkeit des Künstlers inmitten der Kulisse aus Kurgästen und Kulturgeschichte. Die vergleichsweise intakte Berglandschaft hilft über derlei Brüche nicht hinweg. In Hofmannsthals Gedicht „Brief aus Bad Fusch, Juli 1892“ erschienen Text und Natur noch als alternative Sphären: „Wir können nicht mehr lesen in den Zimmern / Wir müssen immer horchen auf das Rauschen / Der angeschwoll’nen Bäche.“ Walter Kappacher führte in seiner Dankesrede bei der Verleihung des Büchner-Preises 2009 aus, wie ihm Naturerfahrung zum Lektüreerlebnis geworden sei und wie sich die Grenze zwischen „Wirklichkeit und Phantasie“ verwischt habe. Letzteres kann Risiken bergen, bei Kappacher ist es ein großes Geschenk. Wolfgang Schopf, Frankfurt am Main