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Autor
Hustvedt, Siri

Die Leiden eines Amerikaners

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Uli Aumüller und Gertraude Krueger
Beschreibung

„Meine Schwester nannte es ‘das Jahr der Geheimnisse’, aber wenn ich jetzt zurückblicke, erkenne ich: Das Wichtige war nicht das, was da war, sondern was nicht da war. Eine meiner Patientinnen meinte einmal: ‘In mir wandern Geister herum, aber sie reden nicht immer. Manchmal haben sie nichts zu sagen.‘“ …
(Klappentext)

Verlag
Rowohlt Verlag, 2008
Format
Gebunden
Seiten
416 Seiten
ISBN/EAN
978-3-498-02985-2
Preis
19,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Siri Hustvedt, 1955 in Minnesota geboren, studierte Literatur an der Columbia University, New York. Sie lebt in Brooklyn und ist mit dem Schriftsteller Paul Auster verheiratet. Bekannt wurde sie vor allem mit dem internationalen Bestseller „Was ich liebte“

Zum Buch:

Der Tod seines Vaters löst bei dem frisch geschiedenen Psychiater Erik Davidsen eine Midlife-Krise aus. Um sich aus seiner Depression zu befreien, ordnet er den Nachlass des Vaters und liest dessen Tagebücher und Briefe. Dabei stößt er auf Reflexionen und Namen, die ihm bislang unbekannt waren. Gemeinsam mit seiner Schwester, die noch um ihren vor kurzem verstorbenen Mann trauert, versucht er, die unbekannten Personen aufzuspüren, die im Leben seines Vaters eine Rolle gespielt haben. Er verliebt sich in seine attraktive westindische Untermieterin Miranda und versucht, über ihre muntere fünfjährige Tochter an sie heranzukommen. Damit gerät er ins Visier des mysteriösen Fotografen, der Miranda verfolgt. Gleichzeitig wird seine Schwester von einer rätselhaften Unbekannten belästigt.

 
Hustvedt schickt ihre Protagonisten in einer ungreifbar und unverständlich gewordenen Welt auf die Suche nach ihren Wurzeln, zurück zu den norwegischen Einwanderern, die als Bauern nach Amerika kamen und in der Depression ihr Land verloren. Es ist ein schwerblütiges Milieu, das auch die gut situierten Nachkommen noch wesentlich prägt. Die Autorin arbeitet gewohnt intelligent und klug die Themen ab, die für das heutige Amerika prägend waren, vom zweiten Weltkrieg über den Rassismus bis zum 11. September, aber gelegentlich entsteht der Eindruck, dass gerade diese thematische Fülle das Buch aus dem Gleichgewicht wirft. Dafür entschädigen aber immer wieder brillante, atmosphärisch dichte Portraits und erhellende Einblicke in die Befindlichkeiten der gebildeten New Yorker Mittelschicht. Wenn auch nicht so überzeugend wie „Was ich liebte“, ist „Die Leiden eines Amerikaners“ ein sehr lesenswertes Portrait eines amerikanischen Milieus, das seine alten Gewissheiten ein für alle Mal verloren hat.
 
Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main