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Autor
Heijmans, Toine

Irrfahrt

Untertitel
Roman. Aus dem Niederländischen von Ilja Braun
Beschreibung

Ein Mann tourt mit seinem alten roten Segler drei Monate durch die Nordsee. An den letzten beiden Tagen soll ihn seine siebenjährige Tochter begleiten. Die Mutter ist gegen dieses Wagnis, doch der Vater möchte nicht von der Idee lassen. Toine Heijmans hat mit seinem Debüt, mit diesem unglaublichen Abenteuer auf hoher See das niederländische Publikum im Sturm erobert.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Arche Verlag, 2012
Format
Gebunden
Seiten
192 Seiten
ISBN/EAN
978-3-7160-2675-5
Preis
18,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Toine Heijmans, geboren 1969, arbeitet als Journalist bei de Volkskrant. Irrfahrt ist sein erster Roman, der in den Niederlanden 2011 zum großen Überraschungserfolg bei Presse und Publikum wurde. Toine Heijmans lebt mit seiner Familie in Amsterdam.

Zum Buch:

Ein Mann tourt mit seinem alten roten Segler drei Monate durch die Nordsee. An den letzten beiden Tagen, auf der Heimkehr von Thyborøn in Dänemark nach Harlingen in den Niederlanden, soll ihn seine siebenjährige Tochter begleiten. Die Mutter ist gegen dieses Wagnis, doch der Vater möchte nicht von der Idee lassen. Unmittelbar erlebt werden Gedanken, Gefühle und Handlungswelten des Vaters in diesen 48 Stunden. Toine Heijmans hat mit seinem Debüt, mit diesem unglaublichen Abenteuer auf hoher See das niederländische Publikum im Sturm erobert.

Die Katastrophe beginnt mit einer schiefergrauen Wolkenburg am Himmel. Ein Wetter, das in den frühen Morgenstunden, noch im Dunkeln, aufgezogen sein muss, ohne dass der Vater bei der Nachtwache etwas davon gemerkt hat. Im Rückblick erzählt er von den beiden ruhigen, friedvollen Tagen mit seiner Tochter. An den allzu perfekten Bildern merkt man, dass hier etwas nicht stimmt. Beschönigungen der Erinnerung treiben auf den Wellen vorbei wie morsches Holz, Schiffsplanken eines längst untergegangenen Frachters. Tatsächlich ist dieser Mann in seinem Boot schon lange verloren auf dem Meer, obwohl er die Koordinaten seiner Position angeben kann. Er ist verloren in seinem eigenen Leben. Ich habe bei der Lektüre oft an Hemingways “Der alte Mann und das Meer” denken müssen, aber “Irrfahrt” lässt den Leser in anderer Verfassung zurück. Heijmans Novelle ist mehr als doppelbödig.
Wenn man dieses Buch liest, fühlt man sich wie auf einer kleinen Jolle, die auf den Meereswellen schaukelt: Nie ist da das Gefühl eines sicheren Bodens unter den Füßen, alles schwankt: von einer Seite auf die nächste, von einem Moment zum anderen kann sich gerade Erzähltes in sein Gegenteil verkehren. Genau das macht den Sog dieser literarischen Meisterleistung aus. Man kann nur mutmaßen, auf welches Ziel die Geschichte zusteuert. Manche Vorahnungen bestätigen sich, aber die stille, dramatische Wende überrascht am Ende doch.

Susanne Rikl, München