Zum Buch:
Was macht ein Investor, der gerade seine gesamte Erbschaft in eine Ferienanlage an der Küste von Finnland gesteckt hat? Dafür sorgen, dass das Ressort mit den neonbunten Strandhütten und den Plastikpalmen entlang der neuen großzügigen Uferpromenade Gewinn einfährt! Ein bisschen expandieren müsste man noch. Dass dabei ein Genick zu Bruch geht, ist reines Missgeschick. Dummerweise ist es das Genick eines Mannes, dessen Halbbruder als Auftragskiller arbeitet. Der hat nur eins im Sinn: Rache! Und macht dem Undercover-Ermittler vor Ort Konkurrenz. Ein typischer Tuomainen-Krimi, in dem mal wieder nichts ist, wie es sein sollte – dabei aber extrem unterhaltsam und mit perfekt dosiertem schwarzem Humor.
Am Anfang sind da nur eine Hand voll Leute, die ihre Träume leben wollen: Jorma Leivo, der Inhaber der Ferienanlage, will zum Terrain seines Feriendorfes eine Halbinsel dazukaufen, damit das Ganze ein Erfolg wird. Die Halbinsel samt alter Villa gehört Olivia Koski – und die hat nicht vor zu verhandeln, geschweige denn zu verkaufen. Sie möchte sich das Haus ihres Vaters herrichten, um dort zu leben, wo sonst kaum einer Urlaub macht. Rettungsschwimmer Chico wittert die Chance seines Lebens, als er von Leivo für eine Stange Geld angeheuert wird, um Olivia ein bisschen zu ärgern. Eine eingeworfene Fensterscheibe, jemand, der in Olivias Briefkasten pinkelt, solche Sachen. Niemand denkt an ein gebrochenes Genick. Mit dem Geld, das Leivo Chico verspricht, kann der sich eine passable Gitarre kaufen. Dann steht seiner Karriere als Bruce Springsteen Nummer zwei nämlich nichts mehr im Weg. Glaubt er.
Bis auf Olivia Koski und Undercover-Ermittler Jan Nyman, die sich im Lauf des Romans stückchenweise näherkommen, leiden alle Figuren – mehr oder minder – an der gleichen Krankheit: maßlose Selbstüberschätzung. Und das in einer Gesellschaft, in der sich alles um Geld und Erfolg dreht. Eigentlich müssten einem die Absurditäten der Welt, die da nachgezeichnet werden, in unserer Wirklichkeit ebenso ins Auge stechen wie das zwanzig mal fünf Meter große, grellbunte Werbebanner von Palm Beach, Finnland. Tun sie aber nicht: Wir haben uns schon viel zu sehr an sie gewöhnt.
Susanne Rikl, München