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Autor
Twain, Mark

Meine geheime Autobiographie

Untertitel
Erfolgsausgabe. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser und Andreas Mahler
Beschreibung

Nachdem er nach über 35jähriger Arbeit seine größtenteils diktierte Autobiographie für beendet erklärt hatte, verfügte er, mehr aus einer Laune heraus, diese dürfe erst 100 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden. Kein halbes Jahr später, 1910, starb Mark Twain, der Autor von „Huckleberry Finn“, im Alter von 75 Jahren. Und nun ist es soweit. Die 100 Jahre sind um und der erste Band der dreiteiligen, ebenso außer- wie ungewöhnlichen Autobiographie liegt auf Deutsch vor. Das Warten hat sich mehr als gelohnt.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Aufbau Verlag, 2013
Format
Gebunden
Seiten
736 Seiten
ISBN/EAN
978-3-351-03552-5
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Mark Twain wurde am 30.11.1835 in Florida (Missouri) geboren. Sein eigentlicher Name ist Samuel Langhorne Clemens. Der Vater starb 1847 und Twain mußte im Alter von zwölf Jahren die Schule abbrechen und begann eine Lehre als Schriftsetzer. Mit 17 Jahren ging er nach New York, dann nach Philadelphia, wo er die ersten Reiseskizzen schrieb. Von 1857 bis 1860 war er Lotse auf dem Mississippi, nahm am Sezessionskrieg auf der Seite der Konföderierten teil und war 1861 Silbersucher in Nevada. 1864 lebte er in San Francisco, 1866 als Reporter auf Hawaii und 1867 als Reisender in Europa und Palästina. Er gründete einen Verlag, mußte aber 1894 Konkurs anmelden und ging auf Weltreise, um mit Vorträgen seine Schulden abzutragen. Mark Twain starb am 21.4.1910 in Redding (Connecticut).

Zum Buch:

»Als ich jünger war, konnte ich mich an alles erinnern, ob es sich nun zugetragen hatte oder nicht; aber meine Fähigkeiten lassen nach, und bald wird es so sein, dass ich mich nur noch an Letzteres erinnern kann.«

Mark Twain, der eigentlich Samuel Langhorne Clemens hieß und von dem dieser ausgesprochen sympathische Satz stammt, arbeitete über 35 Jahre an seiner Autobiographie, wobei er den Großteil einer äußerst fähigen Stenographin diktierte. Aber er wurde und wurde nicht fertig. Was vor allem daran lag, dass er absolut nichts von einer rein chronologischen Reihenfolge hielt. Im Gegenteil, sein ungebrochener Redeschwall bezog sich immer nur auf die kurzen Ausschnitte seiner Lebensgeschichte, die ihm an diesem Tag gerade am interessantesten erschienen – sodass er irgendwann völlig den Überblick verlor.
Es brauchte dann noch drei weitere Jahre, bis Ende 1909 alles zu Twains Zufriedenheit geordnet war. Doch da verfügte er, dass das mehr als eine halbe Millionen Wörter umfassende Konvolut erst 100 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden dürfe. Ein halbes Jahr später starb der Mann, der im Alter von 12 Jahren die Schule abbrach und eine Lehre als Schriftsetzer begann, als Reporter, als Goldgräber und Lotse arbeitete, am Sezessionskrieg teilnahm, die halbe Welt bereiste, als Verleger bankrott ging und durch seine Bücher bis heute an Berühmtheit nichts eingebüßt hat.

Jetzt, zwei Jahre nach der Veröffentlichung, liegt die deutsche Übersetzung vor, der erste Band einer Trilogie, und natürlich liest sie sich ganz ausgezeichnet. Auch wenn Twain – ebenfalls ein sehr sympathischer Zug – sich dabei an keinerlei zeitliche Reihenfolge hält und statt dessen einfach drauflosredet, besticht „Meine geheime Autobiographie“ doch gerade durch die Kraft, die unvoreingenommene Frische, die Wortgewandtheit, die hier in jedem einzelnen Satz zu bewundern ist. Da ist jede noch so kleine Nebensächlichkeit ein Geschenk an den Leser, selbst das scheinbar Belangloseste groß und wichtig und teilweise ungemein komisch. Ein begnadeter Erzähler, Zeitzeuge einer längst vergangenen Epoche, ist wiederzuentdecken.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln