Zum Buch:
Spinnen. Was weiß ich über Spinnen, außer dass sie schöne Netze weben, in denen sie lästige Fliegen fangen, dass sie entweder völlig reglos in der Ecke unter der Zimmerdecke hocken, an die man schlecht herankommt, oder dass sie blitzschnell auf ihren acht haarigen Beinen herumkrabbeln können, weshalb die meisten Menschen sich einfach nur vor ihnen ekeln oder gar fürchten? Also was weiß ich wirklich über Spinnen? Und muss ich überhaupt etwas über Spinnen wissen? Sie sind meist da, wo ich sie nicht haben will. Das zu wissen reichte mir bisher eigentlich.
Dabei gibt es enorm viel Interessantes über die Arachniden, die Spinnentiere zur erfahren, wie mich Jan Mohnhaupt in seinem klugen, aufschlussreichen und extrem gut geschriebenen Buch Von Spinnen und Menschen gelehrt hat, dass ich, da so spannend, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ausgelesen habe.
Es fängt schon mal damit an, dass Spinnen eben nicht zur Familie der Insekten gehören. (Hätten Sie das gewusst? Ich nicht.) Aber sie sind auch ungemein nützlich, da, wie ein Schweizer Forscherteam unlängst berechnet hat, alle Spinnen auf der Welt, von denen es bis heute ca. 50.000 bekannte Arten gibt, in einem Jahr sage und schreibe 800.000 Millionen Tonnen schädlicher Insekten fressen. Nun, man kann, man will sich das jetzt gar nicht bildlich vorstellen.
Und nicht alle Spinnen weben Netze. Aber die meisten. Ihr Faden, bis zu 100 Mal dünner als ein menschliches Haar, aber um ein Vielfaches elastischer, ließe sich auf eine Länge von 80 Kilometern dehnen. Achtzig Kilometer. Das entspricht in etwa der Strecke von Köln nach Aachen. Und Spinnen träumen. Ohne Quatsch. Auch wurden bereits in den 70ern Spinnen zu Versuchszwecken mit in den Weltraum geschossen, um ihr Webverhalten in der Schwerelosigkeit zu erforschen. Ihr Einsatz hat sie zwar ihr Leben gekostet, ihnen aber auch einen Platz im National Air and Space Museum in Washington, D.C., gesichert, für die Nachwelt erhalten, eingelegt in Alkohol.
Es gibt noch viel mehr zu erfahren, doch es steht auch außer Frage, dass wir Spinnen, groß, klein oder behaart, für gewöhnlich mit negativ behafteten Eigenschaften in Verbindung setzen. Egal ob in der Literatur, in der Maler, im Film, in unseren Träumen oder im sprachlichen (man ist einander spinnefeind) Umgang: Die Spinne zieht immer den Kürzeren, jedenfalls wenn man von der Comicfigur Spiderman oder den Werken der Künstlerin Louise Bourgeois einmal absieht.
Nur: Woher rührt dieses negative Bild eigentlich, wieso diese Abneigung, dieser Ekel vor einem so nützlichem, in der Welt, in der Geschichte, in unserem Leben derart weit verbreiteten Geschöpf? Fakt ist, dass wir ohne Spinnen nicht überleben können. Sie – ohne uns – selbstredend schon.
Von Spinnen und Menschen ist der beste Versuch einer Annäherung. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich vermute, dass auch Ihre Beziehung zu den Achtbeinern sich nach der Lektüre auf positive Weise ändern wird. Ein Versuch ist es allemal wert.
Axel Vits, Köln