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Afrotopia

Autor
Sarr, Felwine

Afrotopia

Untertitel
Aus dem Französischen von Max Henninger
Beschreibung

Der Buchtitel suggeriert ein Wunschbild. Was soll aus Afrika werden? Jetzt, nach der Dekolonisation, nach der politischen “Freiheit”? Jetzt, nach der ökonomischen Kolonisierung durch die westliche Zivilisation? Jetzt, nach dem Raubkapitalismus, der über alle afrikanischen Staaten hergefallen ist? Jetzt, wo die regierenden afrikanischen Eliten das kapitalistische Credo zum eigenen Profit internalisiert haben? Trotz all dieser Bedenken wagt Felwine Sarr sein Afrotopia:
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Matthes & Seitz Verlag, 2019
Seiten
176
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-95757-677-4
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Felwine Sarr wurde 1972 in Niodior im Senegal geboren. Er ist Schriftsteller, Musiker und lehrt als Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Gaston Berger Universitat in Saint-Louis, Senegal. Im Marz 2018 wurde er gemeinsam mit Benedicte Savoy von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beauftragt, die Rückgabe von französischer Raubkunst nach Afrika vorzubereiten. Felwine Sarr gilt als einer der meistdiskutierten Denker Afrikas.

Zum Buch:

Felwine Sarr, Senegalese, Professor für Ökonomie an der Universität in Saint-Louis, ist neben seiner schriftstellerischen Arbeit insbesondere bekannt durch die Diskussion über die Rückgabe kolonialer Raubkunst. Angestoßen durch Frankreichs Präsidenten Macron, hat sie die gesamte museale Welt in Aufruhr versetzt.

Der Buchtitel suggeriert ein Wunschbild. Was soll aus Afrika werden? Jetzt, nach der Dekolonisation, nach der politischen “Freiheit”? Jetzt, nach der ökonomischen Kolonisierung durch die westliche Zivilisation? Jetzt, nach dem Raubkapitalismus, der über alle afrikanischen Staaten hergefallen ist? Jetzt, wo die regierenden afrikanischen Eliten das kapitalistische Credo zum eigenen Profit internalisiert haben? Trotz all dieser Bedenken wagt Felwine Sarr sein Afrotopia.

Sarr sieht voller Bedrängnis die Gefahr, dass westliche Wohlstandsindikatoren die spirituellen Eigenständigkeiten der afrikanischen Menschen zunichte machen. Das zivilisatorische “développement “ sieht er, auf Afrika bezogen, als “enveloppement”, als Einpacken, Zudecken der genuin afrikanischen Ansätze durch unsere westliche Zivilisation.

Aber dennoch: Mit ungebrochenem Mut und in oft poetischer Sprache erzählt er von der afrikanischen, oft chaotischen Unbekümmertheit, die sich nicht an unsere Leitlinien hält und von der eine heilende Strahlkraft ausgeht, die sich über Jahrhunderte gehalten hat. Sie zeigt sich u. a. auch im Städtebau, der neben den bekannten Protzbauten der Moderne ein unverfälschtes Bild afrikanischen Zusammenseins erlebbar macht.

Ein bewundernswerter Optimismus lädt den Leser ein, dem Weg vom Atopos zum Eutopos zu folgen. Das senegalesische Wort “Sankofa” –“sich von der Vergangenheit nähren” – ist der Schlüsselbegriff, das Hoffnungswort für eine kulturelle Wiederauferstehung Afrikas, das der Welt in Zukunft den Werten der Mitmenschlichkeit, der Achtung der Umwelt, des Maßes und der Welt der Spiritualität wieder zu ihrem angestammten afrikanischen Recht verhilft.

Im letzten Abschnitt präzisiert er die tragenden Grundtugenden Afrikas: Würde, Gemeinschaftlichkeit, Gastfreundschaft, Bescheidenheit und Ehrgefühl als tragende Säulen eines afrikanischen Humanismus. Sie werden die Zukunft für eine neue Welt bilden.

In eine nahe Zukunft projiziert, (in etwa 35 Jahren) wird Afrika etwa ein Viertel der Weltbevölkerung stellen, und seine Vitalität wird die Gewichte des Planeten verschieben. So wenigstens die Hoffnung von Felwine Sarr. Im Angesicht der heutigen Situation der Staaten eine große Afrotopie! Von der Utopie zur Eutopie? Es gibt viel zu tun. Die Menschen brauchen solche Denker.

Notker Gloker, Heiligenberg